Eivør + Sylvaine (05.10.2024, Köln)

Wenn EIVØR in der Nähe spielt, dann ist klar, dass ich da hin muss. Ganz besonders, wenn sie Headliner ist. Und wenn sie dann auch noch so eine absolut großartige Vorband wie SYLVAINE dabei hat, dann gibt es für mich keine Ausreden mehr. Zwar habe ich EIVØR recht zufällig und spontan bereits vor einem Monat gesehen, aber diese wunderbare Musikerin kann man einfach nicht oft genug sehen. Leider kommt die Tour nicht wirklich in der Nähe vorbei, aber glücklicherweise liegen die für mich günstigsten Termine an einem Wochenende, so dass ich freitags nach Brüssel fahre und mir samstags das gleiche Konzert noch einmal in Köln anschaue. Beim ersten Mal als normale Zuschauerin, beim zweiten Mal dann mit Akkreditierung. Dafür, dass nur zwei Bands auftreten, geht das Konzert mit 19:00 Uhr schon ziemlich früh los. Vor der Show läuft Musik, die wohl nicht viele der Anwesenden kennen werden: Es ist KONSØRN, die Band von Keyboarder Matthias Kapnas, die uns mit ihren sanften Klängen auf das Konzert einstimmt.


SYLVAINE
Die Norwegerin Kathrine Shepard, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen SYLVAINE ist dieses Mal nicht mit ihrer kompletten Band unterwegs, sondern solo und wird uns ausgewählte Songs auf eine ganz spezielle Weise präsentieren. Einerseits finde ich es schade, dass ihre Band nicht mit dabei ist, denn ich finde sie absolut großartig. Andererseits bin ich natürlich neugierig, wie SYLVAINE solo klingt und wie sie die Songs umarrangiert hat. Es passt natürlich, dass ihre EP „Eg Er Framand“, die im März dieses Jahres erschienen ist, auch sehr ruhig und akustisch ist. Mit „Dagsens Auga Sloknar Ut“ von eben dieser EP beginnt sie das Konzert und steht dazu ohne jede Instrumentalbegleitung auf der Bühne. Nur ihre fantastische glockenklare Stimme erfüllt den Raum. Es ist wirklich beeindruckend, was für eine Stimme diese kleine, zierliche Frau hat. Einfach wunderschön. Später greift sie auch zur Gitarre und begleitet sich selbst. Die Songauswahl lässt nichts zu wünschen übrig, außer dass der Auftritt für meinen Geschmack einfach zu kurz ist. Auch „Nowhere, Still Somewhere“, einer meiner Lieblingssongs von ihrem Album „Nova“, ist einfach nur großartig. Mit dem zauberhaften Titelsong ihrer aktuellen EP, „Eg Er Framand“, ebenfalls ohne jegliche instrumentale Unterstützung präsentiert, geht der Auftritt viel zu früh zu Ende und man kommt nicht umhin festzustellen, wie gut SYLVAINE doch zu EIVØR passt und was für ein perfekter Support sie ist. Für mich wirklich ein Traumpackage und ich hätte wirklich noch gerne mehr von der Norwegerin gehört. Fabelhaft auch, wie sie von Lichttechniker Egil in Szene gesetzt wird und es so schafft, alleine die ganze Bühne mit ihrer Präsenz auszufüllen.

Setlist SYLVAINE:
Dagsens auga sloknar ut
Mørklagt
Nowhere, Still Somewhere
L’Appel Du Vide
Eg Er Framand

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EIVØR
Aber eigentlich bin ich ja für EIVØR hier. Und hier zeigt sich noch einmal, was für einen passenden Support SYLVAINE darstellte, denn so ruhig, wie deren Auftritt endete, so ruhig beginnt der von EIVØR. Nur Matthias Kapnas am Keyboard begleitet sie beim sanften Opener „Ein Klóta“, bei dem die fantastische Stimme der Sängerin im Mittelpunkt steht. Wenig überraschend geht es danach mit „Jarðartrá“ weiter und Eivør klärt uns auf: „Ihr hört jetzt zuerst die A-Seite meines neuen Albums, dann gibt es ein paar andere Songs und dann werdet ihr die B-Seite hören!“ So schafft sie es, an einem Abend das komplette Album „Enn“ zu spielen, ohne dass es einem zu viel wird. Denn nach „Purpurhjarta“ geht es, wie angekündigt, erst mal mit älteren Stücken, quasi einem Best of, weiter. „Let It Come“ und „Skycrapers“ nehmen uns mit zum letzten Album „Segl“. Dann ergreift EIVØR ihre Schamanentrommel und die meisten Anwesenden wissen, was das bedeutet. Jubel brandet auf, bevor sie überhaupt einen Ton gesungen oder gespielt hat. „Trøllabundin“ wird wohl für immer einer ihrer beliebtesten Songs bleiben und darf in keiner Setlist fehlen. Das Klavierintro des nächsten Songs führt viele Zuschauer erst mal in die Irre, bevor die Klänge allmählich in die Melodie des super eingängigen und beliebten „True Love“ übergehen. Was für ein toller Song.

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Damit sind wir dann auch beim zweiten Teil des Auftritts angekommen und wir bekommen zunächst die B-Seite von „Enn“ zu hören. Das harte „Upp Úr Øskuni“ ist hier definitiv ein Highlight, bevor dieser Teil mit „Gaia“ sanft ausklingt. Wir nähern uns dem Ende des Auftritts, aber einige Hits wurden noch nicht gespielt. Stücke, mit denen sie früher oft ihre Konzerte begann, stehen nun am Ende: „Salt“ und „Í Tokuni“. Zu „Salt“ nimmt sie wieder die Trommel zur Hand, bei „Í Tøkini“ beweist sie ihren Sinn für Humor, denn sie fordert das Publikum auf, den Refrain mitzusingen – der aber eben aus dem traditionellen Inuit-Kehlkopfgesang besteht. Die Kölner Zuschauer sind damit sichtlich bzw. hörbar überfordert – das hat das Brüsseler Publikum gestern doch deutlich besser hinbekommen, muss ich feststellen. Aber immerhin hat sie damit die Lacher auf ihrer Seite. Nach der Bandvorstellung, bei der sie auch Licht- und Soundtechniker nicht vergisst, ist es leider schon Zeit für den letzten Song des Abends: das zauberhafte zarte „Gullspunnin“. Hier gibt es wieder etwas zu lachen, denn Eivør selbst vermasselt den Einsatz, so dass die Band das Stück noch einmal beginnen muss. Die Sängerin kann jedoch wunderbar über sich selbst lachen, so dass das niemanden stört. Und so einfach lässt das Publikum die Sängerin nicht ziehen und verlangt nach einer Zugabe, die es dann mit „Falling Free“ noch gibt. Auch hier zeigt Eivør, mit wie viel Humor sie unterwegs ist, denn damit sowas wie bei „Gullspunnin“ nicht nochmal passiert, spuckt sie sich erst mal in die Hände. Sicher ist sicher. Und es klappt. Hier lässt die Färingerin nochmal alles raus, zeigt, was sie kann und präsentiert ihre unglaubliche Stimme, mit der sie Töne zum Niederknien erzeugt. Einfach wunderbar und unglaublich schade, dass das Konzert schon vorbei ist. „Schon“ in Anführungszeichen, denn immerhin wurde beinahe zwei Stunden gespielt. Und dennoch kommt es einem viel zu kurz vor. EIVØR könnte man einfach ewig und immer wieder zuhören. Was eine Stimme! Doch auch ihre Mitmusiker sollen nicht vergessen werden, denn getragen wird ihr Auftritt auch von den wunderbaren Klavierklängen von Matthias Kapnas und Mikael Blak, der als „Mädchen für alles“ zuständig ist für Bass, Synths und Backgroundgesang.

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Interessant ist übrigens auch, wie sich ihr Publikum in den letzten Jahren verändert hat. Man sieht immer mehr Metalfans darunter, sie ist ja mittlerweile auch bei einem Metal-Label unter Vertrag, obwohl sie eigentlich gar keinen Metal spielt, bestenfalls hat sie einige Hardrock-Stücke im Programm. Aber wir Metaller sind ja offen für alles und ich denke, vor allem ihre Arbeiten für diverse Wikingerserien haben hier den Grundstein für ihre Bekanntheit in der Metalszene gelegt. Als ich EIVØR das letzte Mal in Köln gesehen habe, da spielte sie noch in der Kulturkirche, was natürlich rein optisch viel, viel schöner war. Da kann die Live Music Hall nicht mithalten. Aber dafür passen hier mindestens viermal so viele Menschen rein, und die Halle war gut gefüllt. Also alles richtig gemacht und ich freue mich, dass EIVØR immer bekannter wird. (Anne)

Setlist EIVØR:
Ein Klóta
Jarðartrá
Hugsi Bert Um Teg
Purpurhjarta
Let It Come
Skyscrapers
Trøllabundin
True Love
Enn
Lívsandin
Upp Úr Øskuni
Gaia
Salt
Í Tokuni
Gullspunnin
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Falling Free



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