In Flames + Arch Enemy + Soilwork (09.10.2024, Esch-sur-Alzette (Lux))

IN FLAMES hatten immer mal ein paar Alben zwischendurch, die mir nicht ganz so gut gefielen. Kein Problem. Aber dann setzte eine Entwicklung ein, der ich nicht mehr folgen konnte und „Battles“ habe ich schlicht und ergreifend nicht verstanden. Da ging sie hin, meine einstige Lieblingsband. Die Tour zu „Battles“ hab‘ ich mir dann geschenkt und auch die nachfolgende. Das hätte es früher nicht gegeben. Aber ich konnte es natürlich nicht lassen, in die jeweils neuen Alben reinzuhören und das letzte, „Foregone“, ist tatsächlich gar nicht mal so schlecht. Das gefiel mir sogar richtig gut. Also beschloss ich, dass ich der Band live doch nochmal eine Chance gebe. Und im Package mit SOILWORK und ARCH ENEMY – wer kann da nein sagen?


SOILWORK
Die Schweden habe ich seit 2019, also seit einer gefühlten Ewigkeit, nicht mehr live gesehen und damals fand ich sie sogar eher enttäuschend. Doch auch hier haben mir die letzten Veröffentlichungen wieder richtig gut gefallen, deshalb bin ich auf die Truppe besonders gespannt. Negativ fällt schon gleich etwas auf, wofür die Band nichts kann: Dass SOILWORK wie so eine unbekannte Vorband auf einem kleineren Bereich der Bühne spielen müssen. Waren SOILWORK und IN FLAMES nicht mal Best Buddies? Ja, die Band ist sicher die am wenigsten bekannte im Package, aber trotzdem hat sie besseres verdient. Dazu kommt, dass die Truppe ihr Merch nicht neben ARCH ENEMY und IN FLAMES verkaufen kann, sondern man findet es etwas versteckt ums Eck – neben dem Merchstand der Hiphop-Truppe, die zeitgleich im kleinen Club der Rockhal spielt. Das mag ja vielleicht sogar praktische Gründe haben, aber ich finde, es hat ein Geschmäckle. SOILWORK auf dem Abstellgleis.
Und dabei beginnt die Band richtig genial mit „Stabbing The Drama“ vom gleichnamigen Album. Und direkt fühlt man sich 20 Jahre in die Vergangenheit versetzt. Auch wenn die Gruppe, die da auf der Bühne steht, nicht mehr wirklich viel mit der Band von damals zu tun hat. Zumindest personell. Musikalisch muss ich sagen: Hach, ist das schön, SOILWORK endlich mal wieder live zu sehen! Das hat mir doch gefehlt. Die Band sprüht nur so vor Spielfreude, Gitarrist und Bassist posen um die Wette und Sänger Björn „Speed“ Strid macht viele Ansagen und animiert das Publikum pausenlos zum Mitmachen. Das lässt sich nicht zweimal bitten und feiert die Truppe ordentlich ab. Auch die Songauswahl ist für so eine kurze Setlist ziemlich gut, bietet einen guten Überblick über das Schaffen der Band und viel zu schnell geht der Auftritt zu Ende. Gerne hätte ich SOILWORK noch länger gesehen.

Setlist SOILWORK:
Stabbing The Drama
Arrival
Exile
Distortion Sleep
Spirit Of No Return
Övergivenheten
Death Diviner
The Ride Majestic
Stålfågel

 

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ARCH ENEMY
Vor dem Auftritt der Band verdeckt ein riesiger Vorhang den Blick auf die Bühne. Zu den Klängen von „Deceiver, Deceiver“ betritt Sängerin Alissa White-Gluz als erste die Bühne und singt die ersten Takte noch hinter dem Vorhang, bevor dieser fällt und den Blick auf die aufwendig gestaltete Bühne freigibt. Wir Fotografen dürfen erst zum zweiten Song in den Graben und es ist schon etwas auffällig: Alissa mag offenbar keine Fotografen. Denn während sie beim ersten und allen weiteren Songs oft die Nähe des Publikums sucht, turnt sie in der ganzen Zeit, in der die Fotografen im Graben sind am hinteren Bühnenrand neben dem Schlagzeug herum, versteckt sich hinter der Saitenfraktion und kommt nicht ein einziges Mal nach vorne. Neben bekannten Nummern gibt es mit „Dream Stealer“ schon recht früh eine neue Nummer vom Album „Blood Dynasty“, das Anfang nächsten Jahres erscheinen wird. Und kurz darauf gibt es einen weiteren neuen Song, nämlich das bis dahin unveröffentlichte „Liars & Thieves“. Laut Alissa spielen sie es, um zu schauen, wie es bei den Fans ankommt und ob es aufs Album soll oder nicht – aber mal ernsthaft, das steht doch schon längst fest, sonst würde das Stück doch nicht gespielt werden. Mittlerweile ist es auch schon veröffentlicht, also irgendwie war die Ansage etwas unnötig.
Die Schweden haben inzwischen so viele Hits, dass sie gar nicht alles in einem Set unterbringen können, jedenfalls nicht, wenn sie „nur“ Vorband sind. Und gegen Ende fahren sie dann die immer größeren Nummern auf. „As The Pages Burn“ beeindruckt nicht nur musikalisch, sondern auch mit einer richtig coolen Lightshow. Alissa schnappt sich eine ARCH-ENEMY-Flagge und wedelt mit dieser bildgewaltig auf der Bühne. Schade, dass wir die Kameras abgeben mussten. Eine weitere Überraschung, dieses Mal jedoch für die Band, gibt es bei „Sunset Over The Empire“ (?). Denn die Fans singen die Ohoho-Chöre von Anfang an extrem laut mit und Alissa kommt gar nicht zu ihrem Mitsingspielchen. „Ich muss ja gar nix sagen!“ stellt sie verwundert fest - „Ihr seid die ersten, die wissen, was zu tun ist!“. So in Stimmung gebracht geht es bei dem bekannten „No Gods, No Masters“ ordentlich rund, und als die Band direkt danach auch noch „Nemesis“ raushaut, gibt es kein Halten mehr. Und weil Metalfans ja längst nicht so böse sind, wie sie aussehen werden nun riesige ARCH-ENEMY-Luftballons ins Publikum befördert, das damit Spaß haben kann und die Teile hinterher als besonderes Souvenir abtransportiert. Damit endet der Auftritt quasi mit einem Knall und das Outro „Fields Of Desolation“ holt die Leute sanft wieder runter, bevor es mit dem Headliner weitergeht.

Setlist ARCH ENEMY:
Deceiver, Deceiver
The World Is Yours
House Of Mirrors
My Apocalypse
Dream Stealer
War Eternal
Liars & Thieves
The Eagle Flies Alone
First Day In Hell
As The Pages Burn
Sunset Over The Empire
No Gods, No Masters
Nemesis
Fields Of Desolation

 

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IN FLAMES
Auch bei IN FLAMES verdeckt ein Vorhang den Blick auf die Bühne. Und dann wird es wirklich fies, denn die Band spielt diverse Songs an (z.B. „Moonshield“, „Ropes“, „Come Clarity“ oder „Where The Dead Ships Dwell“) und jedes Mal, wenn Jubel aufbrandet und die Leute sich auf den jeweils angespielten Song freuen, dann wechselt man das Intro zu einem anderen Song. Das ist gemein! Auch das Intro zu „Cloud Connected“ wird zunächst abgebrochen – bevor es dann aber doch wirklich los geht. Von Anfang an ist die Stimmung hervorragend, auch wenn mich die Glatze von Gitarrist Björn irritiert. Und ich merke, dass ich die Band wirklich aus den Augen verloren habe, denn außer Björn und Anders kenne ich niemanden mehr in der Band – und ich es interessiert mich auch nicht wirklich, was irgendwie traurig ist. IN FLAMES jedenfalls haben ihre alten Fans nicht vergessen und so gibt es ein herrliches Potpourri aus nahezu allen Schaffensphasen der Band. So gibt es zum Beispiel mit „Food For The Gods“ ein Stück von der „Whoracle“, ein Album, das älter ist als viele der Anwesenden. Oder „Coerced Coexistence“ von der „Colony“. Und natürlich darf „Only For The Weak“ auf keinen Fall fehlen. Auch IN FLAMES werden offensichtlich nicht so gerne fotografiert, denn bei ihnen ist die Bühne mit Abstand am dunkelsten. Sänger Anders Fridén ist heute aber mal wieder gut drauf und kündigt an, man sei hier „to celebrate Heavy Metal and delicious swedish riffs“. Würden wir ja gerne, wenn der Sound besser wäre. Also, das ist schon etwas seltsam, dass IN FLAMES das schlechteste Licht und den schlechtesten Sound haben. Vielleicht die Rache von SOILWORK, wer weiß das schon. Die Schweden stören sich jedenfalls nicht daran und Anders nimmt das Handy eines Fans entgegen und filmt mal gemütlich alle auf der Bühne. Auch für die Augen wird einiges geboten, vor „Alias“ wechselt das Backdrop schon zum zweiten Mal und ein riesiger Jesterhead wird langsam aufgeblasen. Und da wir jetzt alle ganz viel Spaß hatten, wird Anders doch wieder ernst: „Es ist uns eine Ehre, dass wir ein kleiner Teil eures Lebens sein dürfen!“ und „Diese Welt ist gerade ein verdammt seltsamer Ort“. Da bietet „My Sweet Shadow“ den perfekten Ausklang für den Abend. Eine Zugabe gibt es aber leider nicht. Dennoch bin ich froh, dass ich mir die Band endlich mal wieder live angesehen habe, denn auch wenn mir ihre Alben nicht mehr so gut gefallen wir früher, so ist die Truppe live dennoch immer wieder eine Macht und es macht einfach Spaß, auch die alten Songs nochmal live zu hören. Ein toller Konzertabend mit drei großartigen Bands geht zu Ende. (Anne)

Setlist IN FLAMES:
Cloud Connected
Take This Life
Deliver Us
Paralyzed
In the Dark
Voices
Food for the Gods
Coerced Coexistence
Trigger
Only for the Weak
State of Slow Decay
Alias
Meet Your Maker
The Mirror's Truth
I Am Above
My Sweet Shadow

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