Weder bin ich Anhänger der Church Of Ra noch bin ich einer der fanatischen Anhänger dieser Truppe. Ich durfte einmal einer ihrer Messen live beiwohnen im Vorprogramm von NEUROSIS, wo sie sich sehr gerne aufhalten, aber außer einer immensen Lautstärke konnte mich nicht viel in den Bann ziehen. Versuchen wir es mal mit dem neuesten Output „De Doorn“.
Wie man ahnen kann, ist der Albumtitel in der Muttersprache Flämisch gehalten und durchbricht damit erstmals den Katalog der sechs bisherigen Messen. Sogar das komplette Album ist textlich in flämisch gehalten. Für die belgische Formation ein ganz logischer Schritt, um immer mehr die Distanz zwischen ihnen und ihrer Musik zu reduzieren laut eigener Aussage. Ihre Fans dürfte das nicht weiter stören, Textverständnis war eh noch nie groß geschrieben bei der Musik, und die Inhalte sind jedem Interessierten eh weitestgehend bekannt.
Dynamik ist das große Stilmittel ihrer Musik, die von brachial bis totenstill tönen kann. Und da habe ich schon das erste Problem: Gebetsartige Spracheinlagen können sinnvoll eingesetzt durchaus ihren Reiz haben, aber wenn es schon absehbar erscheint und das in nahezu jedem Song, wird dieser Reiz meines Erachtens ziemlich schnell entkonditioniert. Vielleicht reicht meine künstlerische Anschauung zu eingeschränkt auf dieses Werk, aber außer einem überdurchschnittlichen musikalischen Talent reicht meine Erfahrung leider nicht. Vielleicht könnte ich mich dem öffnen, wenn meine kunstliebende Ader etwas stärker durchströmt würde. Und dann habe ich nach wie vor ein Problem mit der Stimme von Colin H., der mit seinem verzweifelten Geschrei mal so gar nicht meinen Nerv trifft und zum Glück mal von weiblichen Lauten abgelöst wird.
Von den bereits erwähnten NEUROSIS haben sich AMENRA schon recht viel abgeschaut, dennoch kann mich die Vorstellung nicht umhauen wie es anderen Jüngern ihrer „Religion“ ergeht. Zweifelsohne ein feines Album, das die Bedürfnisse der Zuhörer vollends bedient, aber dennoch bei mir nicht die Magie entfacht, die von dieser Band ausgehen soll. Dennoch behalte ich ihr Schaffen weiter im Auge, denn bei aller Kritik ist es dennoch interessant, was als Nächstes kommen mag. Und wenn es dann auch noch im europäischen Raum passiert, wird die Neugier einmal mehr geweckt. (Jochen)
Bewertung:
7 / 10
Anzahl der Songs: 5
Spielzeit: 47:29 min
Label: Relapse Records
Veröffentlichungstermin: 25.06.2021