THE COLD STARES sind auf ihre authentische Art einfach erfrischend anders. Ich habe sie erst durch ihr bereits sechstes Album „Voices“ aus dem Jahr 2023 kennengelernt und war sofort begeistert von der intensiven Rohheit, der bluesigen und kraftvollen Stimme des Gitarristen und Sängers Chris Tapp und dem geil verzerrten Vintage-Gitarrensound.
Als Duo mit Brian Mullins (Drums und Percussion) seit 2010 aktiv, haben THE COLD STARES mit dem mittlerweile fest etablierten dritten Bandmitglied, dem Bassisten Bryce Klueh, ihren Sound erweitert und intensiviert. Laut Cris Tapp muss die Band durch die Bandverstärkung live nicht mehr auf Backing-Tracks zurückgreifen.
Nun hat das Trio die Veröffentlichung ihres bereits siebten Studioalbums mit dem Titel „The Southern“ angekündigt, welches am 6. September über Mascot Records erscheint. Die Band reflektiert hier auf ihre Südstaaten-Herkunft, arbeitet die Thematik Familie und Tradition ohne kitschige Klischees oder Schubladendenken auf, definiert sich durch großes „American Songwriting“, vereint urigen Hardrock mit traditionellem Blues und spielt gekonnt mit Elementen aus Americana und Country.
Der Bekanntheitsgrad und die Beliebtheit der Band steigen stetig. Sie haben die Bühne mit Künstlern wie LARKIN POE, RIVAL SONS, GRAND FUNK RAILROAD und vielen anderen geteilt. Die vorab veröffentlichten Single-Auskoppelungen „Horse To The Water“ und „Coming Home“ belegen auf interessante Weise ihre musikalischen Wurzeln.
"Nachdem wir in den letzten Jahren um die Welt getourt sind, wurde unsere Musik in der Presse immer wieder mit dem Etikett „Südstaaten“ versehen“, erläutert Gitarrist und Sänger Chris Tapp im Interview. "Südstaaten“ zu sein war nie etwas, was wir absichtlich taten oder versuchten, einzubringen, aber da wir als solche abgestempelt wurden, beschloss ich, eine Reihe von Songs zu schreiben, die veranschaulichen, was dieser Begriff für mich bedeutet.“
“Horse to Water“ ist die Band-Hommage an südlich orientierte Bluesrock-Bands wie BAD COMPANY oder LYNYRD SKYNYRD und zeigt laut Chris Tapp, „wo wir heute als THE COLD STARES stehen“. Ein außergewöhnlicher Song mit einem herausragenden Sänger, dessen Stimme so intensiv hart und gleichzeitig so emotional zerbrechlich erscheint, dass die tiefen Blues-Wurzeln trotz der harten Gitarrenriffs überragen. Die THE COLD STARES bieten Songwriter-Qualität der großen Outlaw-Storyteller und verbreiten diese spezielle Melancholie. Tief mit dem Süden verbunden kommt die bluesige Ballade „Coming Home“, die auf der Dobro gespielt wird, gespickt mit Erinnerungen aus dem Leben des Sängers: "My father said son don't forget to pray/Cause you know there will come a day/When this old world turns against you/You better have a plan to make your way." Bei „Looking For Fight“ wird das Gaspedal wieder mächtig durchgetreten und den kaputt klingenden, verzerrten Gitarren erinnern sie an den Sechzigerjahre-Rock von FREE oder CREAM. „Blow Wind Blow“ wird erneut von der sagenhaft schwermütigen Stimme des Sängers getragen, welche durch die konträr harten Gitarrenläufe dem Sound der COLD STARES ein Alleinstellungsmerkmal verleihen. Schwer und düster ist auch der „Level Floor Blues“, eine spärlich instrumentierte, elegische Ballade mit einem viel weicheren Sound und harmonischem Refrain. Der „Mortality Blues“, ist laut Chris Tapp, seine zeitgenössische Version des Delta-Blues und wird bei einigen Songs inspiriert sind vom Mythos um den legendären Blues-Gitarristen ROBERT JOHNSON. „Woman“ ist ein schleppender Song der groovt wie die Hölle. „Confession“ steigert sich jazzig in ein progressives Soundgewitter mit Reminiszenzen an LED ZEPPELIN, geprägt von der coolen schweren Grundmelodie der perfekt harmonisierenden Rhythmusgruppe, die wunderbar improvisatorisch klingt.
Fazit: Alle elf Songs des Albums bestechen durch großes Songwriting mit erzählerischer Tiefe, eingebettet in authentischen und äußerst interessanten Bluesrock, die den Hörer sofort in den Bann ziehen. Große Melodien verbinden den ALLMAN BROTHERS BAND-Vibe mit den hart verzerrten Fuzz-Gitarren und wunderbaren Leads von LED ZEPPELIN. Die Stimme von Chris Tapp ist prädestiniert, die anspruchsvollen Texte auf den Southern Rock, Americana und den Blues zu übertragen. Die Stimmgewalt und intensive rohe Melancholie sucht in dem Genre seinesgleichen. Ausfälle sucht man auf „The Southern“ vergeblich. Hier hat eine Band eindeutig zu ihren Südstaatenwurzeln gefunden und die Themen Familie und Tradition aufgearbeitet. (Bernd Eberlein)
Bewertung:
8,5 / 10
Label: Mascot Records
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: --:-- min
Veröffentlichungstermin: 06.09.2024