Beim Namen LANKESTER MERRIN musste selbst ich erst einmal kurz überlegen, wo ich ihn schon einmal gehört oder gelesen habe. Wer jedoch, wie ich, ein Faible für Horrorromane hat, der kommt ziemlich schnell darauf, wer denn nun dieser ominöse Merrin ist. Hierbei handelt sich nämlich um den Jesuitenpater aus dem 1971 von William Peter Blatty verfassten und 1973 verfilmten Horrorklassiker „Der Exorzist“. Dort findet Merrin bei einer archäologischen Ausgrabung in der antiken Stadt Hatra den Kopf einer Pazuzu-Figur. Wodurch er den Dämon, der infolgedessen von Regan Teresa MacNeil Besitz ergreift, erst in die Welt bringt. Der Rest ist sowohl Literatur- als auch Filmgeschichte. Obwohl die bereits 2019 gegründeten LANKESTER MERRIN ihren Bandnamen also aus dem Horrorgenre entliehen haben, spielen die Niedersachsen, welche mit „Upon The Forgotten“ (2021) und „Dark Mother Rises“ (2023) bereits zwei Alben veröffentlichten, alles andere als Horrorpunk.
Stattdessen bieten einem Shawn Layer (Schlagzeug), Florian Schulz (Leadgitarre), Cat Rogers (Gesang), Benjamin Offeney (Bass) und Steffen Vorwald (Rhytmusgitarre) auch auf ihrem am 24.10. erschienenen Drittwerk „Dark Mothers Child“ weiterhin Melodic Metal. Und obwohl der Gesang bei der teils aus Hannover, teils aus Hildesheim kommenden Gruppe klar von einer weiblichen Person kommt, werde ich einen Teufel tun und hier den Begriff „Female Fronted“ verwenden. Und zwar, weil es mir vollkommen egal ist, ob da jetzt ein Mann oder eine Frau singt. In meiner Welt gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich mag die Stimme oder ich mag sie nicht.
Die Stimme von Cat Rogers mag ich sehr. Diese ist nämlich angenehm rockig und erinnert mich sowohl an Doro Pesch als auch teilweise an die gnadenlos unterbewertete Jutta Weinhold (ZED YAGO). Auch Janet Gardner (ex-VIXEN) kommt mir hier in den Sinn. Damit unterscheiden sich LANKESTER MERRIN schon einmal wohltuend von anderen Bands, die oft wie die millionste NIGHTWISH-Kopie klingen.
Was die Norddeutschen außerdem draufhaben, ist es, Songs zu schreiben, die gleichzeitig hart, aber auch melodisch sind. Das beweisen sie bereits mit dem Opener „Eyes Of The Night“. Mit Stücken wie „Immortal Prince“ und dem hervorragenden „Mastermind“ haben LANKESTER MERRIN echte Ohrwürmer am Start. Besonders Letzterer geht mir seit Tagen nicht aus dem Kopf. Mit „Valley Of Tears“ bietet die Band uns zwar eine Ballade, diese entwickelt sich jedoch spätestens im Refrain zu einer echten Powerballade.
Wer richtig guten Melodic Metal mag, der kommt an „Dark Mothers Child“ und LANKESTER MERRIN nicht vorbei. (Matthias)
Bewertung:
9 / 10
Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 40:35 min
Label: MDD/Black Sunset
Veröffentlichungstermin: 24.10.2024