Nitrogods + Systematic Eradication + Johnboy (02.02.2013, Saarbrücken)

Nitrogods_kleiner_klubAls Fan hat man es oft nicht leicht, denn häufig finden einige Konzerte interessanter Bands gleichzeitig statt. So hadert man dann mit sich selbst und kasteit sich bis aufs Blut, um herauszufinden, welche nun wohl die bessere Entscheidung ist. So auch am letzten Samstag, an dem es diese Entscheidung zu fällen gab. Ich entschied mich, wohl weil ich im Vorfeld schon die Werbetrommel gerührt habe (lag nahe, nicht wahr?) dann doch zum NITROGODS-Event im Kleinen Klub zu gehen. Ich wusste ja auch, auf was ich mich einlasse, denn ich hatte im Vorfeld einiges von JOHNBOY und NITROGODS gehört. SYSTEMATIC ERADICATION Gigs gehören ja eh zu meinem "Pflichtprogramm". Ich erwartete an einem Samstag Abend in Saarbrücken nicht viele Besucher, denn es fanden ja wie gesagt einige parallele Veranstaltungen statt. Weit gefehlt, kann ich da im Nachhinein nur sagen. Der Kleine Klub war proppenvoll und schon vor Beginn warteten etliche Gäste vor der Tür. Es gab ein großes Hallo, denn viele Bekannte überraschten mich mit ihrer Anwesenheit. Es geht also auch ohne Facebook, dachte ich mir.
Drinnen im Klub waren auch schon zahlreiche Besucher, was mich auf einen großartigen Abend hoffen ließ. Was beim Reinkommen gleich auffiel, war der proppenvolle Merchstand, der zur Hälfte mit NITROGODS-Merch belagert war. Auf dem Rest drängelten sich das neue Album von JOHNBOY, ein bisschen mehr von SYSTEMATIC ERADICATION und die neue Old-School Klamotten Linie von KINGDOM HARDWEAR "Barfight Clothing".


JOHNBOY
Im Kleinen Klub geht immer alles zack zack und so wurde nicht getrödelt, so dass JOHNBOY pünktlich die Bühne enterten. Den Einstieg in den Abend machte der Song "Saints", der vom gerade erschienenen Album "Custom" hier seine Feuertaufe bestand. Die Band wurde vom ersten Song an abgefeiert. Die Jungs sind sehr agil auf den Brettern, die die Welt bedeuten, so dass auch für das Auge keine Langeweile aufkommt. Die nächsten Songs "Things For Real", "God Knows" und "Walk Into The Sun" werden als Block vom Anfang des neuen Albums übernommen. Das Publikum lässt sich von der Energie der Band anstecken: Livetaufe bestanden! Weiter geht's mit "Big Kahuna" vom 2010er Album "And The Name Is...". Dabei fällt mir auf, dass ich den Bassisten schonmal gesehen habe: Na klar, als Aushilfe bei der großartigen Coverband SRAINED.

Weiter geht es in der Historie der Band, die seit 2005 besteht und schon fünf Alben herausgebracht hat, mit "Hangfire" vom Album "Tigers, Dragons & Tanks II". Das Publikum geht sehr gut mit, etwas, das man sich als Opener um diese Uhrzeit oft nur wünschen kann. Als nächstes wird "Ten Feet Fall" vom neuen Album zelebriert. "In Little Less Than A Year" macht eindeutig Lust auf einen längeren Auftritt der Band, die langsam kräftig am Schwitzen ist. Ja, die Temperaturen steigen im Kleinen Klub langsam an (wir erinnern uns an letzten Sommer). Zurück zum neuen Album. "Drama Queen" steht an. Es ist der neunte von insgesamt fünfzehn Titeln des neuen Albums. Die meisten Alben hören oft schon bei neun Titeln auf. Abschließend gibt es noch "The Hammer" um die Ohren, und JOHNBOY verlassen mit dem Sound des jubelnden Publikums im Ohr die Bühne! Das macht Laune auf die CD Release Party im Devil's Place am 02.März.

SYSTEMATIC ERADICATION
Die Umbaupause gestaltet sich kurzweilig, denn es kommen immer mehr Gäste und auch viele bekannte Gesichter. Die Bühne ist recht schnell wieder hergerichtet, und die Fotografendichte nimmt auch wieder zu. Zu SYSTEMATIC ERADICATION muss man eigentlich in der Einleitung nicht viel schreiben, denn die Band hat sich im Laufe des letzten Jahres ein Stammpublikum erarbeitet. Die konstant guten und mitreißenden Auftritte mit hohem Unterhaltungswert durch Hard-Entertainer Ralle und die dauergrinsende Bassistin Valeska haben sich herumgesprochen, und so ist von Anfang an Bewegung im Publikum. Diese Stimmung springt scheinbar auch auf die Band über, die heute scheinbar noch eine Schippe draufgelegt hat und die Songs absolut überzeugend zelebriert. Hätte ich keine Rückenprobleme, wäre ich sicher ein paarmal von der Bühne gehüpft. Los geht es mit dem Klassiker "Fuck Off (And Get Out Of My Way)", der erstmal Platz macht für die nächste Dosis Death 'n' Roll in Form von "Go Fuck Yourself". Es folgt "Are You Ready", zu dem es im letzten Jahr ein Video mit Live-Mitschnitten der Band gab.

Wer diese Titel bisher nicht persönlich genommen hat, wird es sich bei "Bastard" eventuell nochmal überlegen, auf was er sich hier eingelassen hat. Die Meute in der ersten Reihe tobt, die Haare fliegen. Bei "Fightclub" vom letzten Album "Barfight Music" wird sogar getanzt, kein Walzer, aber fast. "One Man Army" ist immer einer der speziellen Momente, in dem Ralle sich jemanden herauspickt, um ihm mitzuteilen, dass er jenen Titel nur für Ihn geschrieben hat. Das Monster und die Killermaschine ist an diesem Abend Siggi Woll, Drummer von den genialen ARCTIC WINTER. Wie schon gesagt, das Publikum war hochkarätig besetzt. "My Apokalypse" und "Stalk" sind einfach starke Nummern. Die Gitarristen Marc und Andy sind ständig in Bewegung, Drummer Jack repariert im schnellsten Part von Songs gerne mal seine Fußmaschine. Man hört ohrenbetäubenden Jubel zwischen den Songs, die Leute sind heiß auf mehr. Das merkt auch die Band und bedankt sich oft beim Publikum und der Organisation Rockstar e.V.. Ralle setzt noch einen drauf und verkündet, dass er die NITROGODS-Jungs im Anschluss sogar mit nach Hause nehmen wird. Zum Abschluss wird der "Barfight Song" zelebriert. Leider bleibt keine Zeit für Zugaben.

NITROGODS
Wieder eine kurze Umbaupause. Das Motto von NITROGODS ist schließlich "No Bullshit Rock 'n' Roll"! Und so stampfen die Herren auf die Bühne, atmen einmal locker durch die Hose und schwingen sich an die Instrumente. Was auffällt ist, dass Ausnahme-Gitarrist Henny Wolter etwas nervös wirkt. Dabei ist er doch schon seit über zwanzig Jahren im Geschäft. So hat er schon bei den unglaublichen THUNDERHEAD und zuletzt, vor den NITROGODS, bei PRIMAL FEAR in die Saiten gehauen. Schlagzeuger Klaus Sperling ist ebenfalls ein alter Bekannter der Metalszene. Er ist auch noch bei FREEDOM CALL aktiv und war mit Henny bei PRIMAL FEAR. Sänger und Bassist Claus „Oimel" Larcher ist höchstens Eingeweihten bekannt. Allerdings kann er auch auf lange Jahre im Rock-Zirkus zurückblicken. Er feierte erste Erfolge mit der Band GALLON und ist auch noch bei KÖLBENFRESSER aktiv. So wie ich erfahren konnte, sind die Mannen von NITROGODS alte Kumpel und haben im Laufe der Jahre immer mal wieder Musik zusammen gemacht. Wenn man nur seine schwäbisch gefärbten Ansagen etwas besser verstehen könnte!

Um nochmal auf das Motto des Abends "No Bullshit Rock 'n' Roll" zurückzukommen: Als ersten Song gibt's gleich "Black Car Driving Man" um die Ohren. Die Hütte steht von Anfang an Kopf. Lasst euch von den im Internet kursierenden Bildern nicht irritieren, das sind nur Momentaufnahmen. Oimel bellt in unnachahmlicher Lemmy-Manier ins Mikro. Einen besseren Gefallen konnte er mir damit nicht tun. Das, was die Jungs auf ihrem Debütalbum vorgelegt haben, spiegelt sich eins zu eins auf der Bühne wieder: kompromissloser Rock 'n' Roll mit allen Ecken und Kanten. Das Publikum bekommt so in loser Reihenfolge sämtliche Songs des Albums präsentiert. Aufgelockert wird das Ganze durch einige Blues- und Rock 'n' Roll-Nummern, die wie die Faust auf's Auge in das Set passen. Apropos passen, Henny wechselt passend zum Song gerne die Gitarre, was das Ganze noch authentischer klingen lässt. Es wird sehr gelacht, als Oimel mit einer Anekdote aus dem Tourleben aufwartet. Er erzählt von einem Soundcheck, bei dem der Gesang vom Laptop mit dem Apfel drauf neben dem Schlagzeug kam. Gleichzeitig aber stieg eben jener Sänger, „sich an den Eiern kratzend" aus dem Tourbus. Die Jungs von NITROGODS waren sich einig, dass es so was bei ihnen niemals geben wird, denn sie wären „applefreie Zone"! Von Nervosität ist im Übrigen nichts mehr zu spüren. Jubel bricht aus, als Henny ungefähr in der Mitte des Sets die Anwesenden fragt, ob sie denn THUNDERHEAD kennen würden. Und ob sie die kennen, und zur Überraschung vieler gibt's eine NITROGODS-Version von "Take It To The Highway", was später ein Freund mit "Das hatte ich befürchtet" beweint. Aber vielleicht kommen sie ja wieder, man muss nur laut genug rufen. Als Zugabe gab es dann noch "Wasted In Berlin" und eine fetzige Version von "Nice Boys" als Rausschmeißer. Die Band bedankt sich mit einer Verbeugung beim johlenden Publikum, überall sind nur heitere Gesichter zu sehen. Später am Merch-Stand gibt's für die wartenden Fans noch Autogramme und Schulterklopfen. Eine kleine Überraschung ist aber auch der mitgereiste Typ am Merchstand: Ralf Schulz, seines Zeichens ehemaliger Drummer von den kultigen TYRAN' PACE und SINNER, Tsunami-Überlebender, Buchautor und Organisator von „Rock For One World" (ROW), dem Benefizfestival, das seit 2005 jährlich in Esslingen am Neckar im Kulturzentrum Komma stattfindet.

Pünktlich stand auch schon Kollege Brix für seine „Hart und Hässlich Vol.3"- Disko bereit, die im Anschluss begann.

Alles in allem wurde im Kleinen Klub mal wieder (Musik-)Geschichte geschrieben und die Rockhistory um ein weiteres Highlight erweitert. Im Anschluss an dieses Event entstand sogar ein Wikipedia-Eintrag über die NITROGODS, der mit einem Foto von diesem Abend geschmückt ist! Hoffen wir auf ein nächstes Mal. (Andreas)

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