Interview mit Manuel Trummer (Atlantean Kodex)

interviews atlanteankodexlogoATLANTEAN KODEX sind eine Band der Superlative. Alle ihre Alben genießen einen hohen Anklang in der Szene und wurden auch seitens der Kritiker abgefeiert und zwar zu Recht. Epischer Metal in Perfektion? Darf es sowas überhaupt geben? Die Plauderei mit Mastermind Manuel Trummer entpuppte sich als sehr informativ und sympathisch.

Ralf: Grüß Dich Manuel, hier der Ralf vom NECKBREAKER-Webzine. Am 13. September erscheint Euer neues Album „The Course Of Empire“ Schon aufgeregt?

Manuel Trummer: Servus Ralf. Ja, aber die Aufregung legt sich langsam. Das Album ist ja schon seit einer Woche online im Stream und die Livepremiere ist auch geschafft. Alles in allem sind die Reaktionen ausgesprochen positiv, sogar bei den deutschen Webzines, wo ja immer haarklein nach jeder Schwäche gesucht wird. Es scheint, dass wir mit “The Course Of Empire” einen würdigen Nachfolger zu “The White Goddess” geschaffen haben.

Ralf: Der Vorgänger „The White Goddess“ war sehr erfolgreich, schaffte es sogar in die deutschen Charts. Viele bezeichneten es als eines der besten Alben einer deutschen Band überhaupt…Wie wichtig ist es Euch in die Charts zu kommen? Ist der Ausnahmezustand unter den Fans und in der Szene nicht zig Mal wichtiger?

Manuel Trummer: Absolut, die Charts sind uns eigentlich ziemlich egal. Das meiste, was wir verkaufen, taucht dort sowieso nicht auf, weil es direkt über Ván oder die Underground Mailorders läuft. Wichtiger sind die begeisterten Reaktionen der Fans und dass wir offenbar wirklich etwas in der Szene bewegt und angeregt haben. Dass manche Fans “The White Goddess” für eines der besten deutschen Alben halten, ist für uns absolut gigantisch. Auch wenn die Euphorie von Zeit zu Zeit auch ein wenig einschüchternd ist. Man darf sich die Superlative nicht zu Kopf steigen lassen.

Ralf: Ich sagte früher (Pnakotic Demos) mal zu einem Kumpel ihr klänget wie BATHORY zu „Hammerheart“-Zeiten nur mit gescheitem Gesang…

Manuel Trummer: Das dürfte vor allem unser Sänger Markus lustig finden, denn er sagt immer genau das gleiche. Aber ein wenig Imperfektion schadet nicht. Im Gegenteil: BATHORY möchte ich gar nicht mit besserem Gesang hören. Das muss so sein.

Ralf: Habt ihr Euch zum Ziel gesetzt, „The White Goddess“ zu übertreffen? Ist das überhaupt möglich? Setzt man sich da nicht unheimlich unter Druck?

Manuel Trummer: Nicht unbedingt übertreffen, aber zumindest das Level wollten wir halten. Ansonsten macht es für uns überhaupt keinen Sinn, etwas zu veröffentlichen. Klar, setzt man sich selbst dadurch einem gewissen Stress aus, aber Diamanten entstehen eben nur unter hohem Druck.

Ralf: Ich finde den Begriff „Epic Metal“ in der heutigen Zeit etwas überstrapaziert oder oft unpassend – was denkst Du darüber?

Manuel Trummer: Ich weiß nicht, darüber denke ich eigentlich nicht so nach. In den 2000ern war Epic Metal ja vor allem ein Begriff, mit dem deutsche Plattenhändler ihren Kunden drittklassige Euro- und NWOBHM-Scheiben verkauft haben. Ich bin mir gar nicht sicher, ob Epic Metal sich überhaupt als Genre denken lässt, oder ob es nicht nur ein Modus ist, wie unterschiedliche Bands ihre Songs anlegen. MANILLA ROAD sind episch, die Viking-Ära von BATHORY auch – aber es ist ein völlig anderes Genre. Es sind, glaube ich, vor allem bestimmte Stilelemente, die Metal episch machen, z. B. eine gewisse erzählerische Qualität, große aber nicht kitschige Melodien, eine gewisse Originalität und die Tendenz zu atmosphärischen, überlangen Stücken.

Ralf: Was gibt es zum Aufnahmeprozess zu sagen? Wie wichtig ist es Euch, dass ein Album einen natürlichen Sound hat und nicht steril klingt wie es leider üblich geworden ist. Habt ihr diesbezüglich irgendwas verändert?

Manuel Trummer: Nein, ich denke, wir haben uns unsere Ecken und Kanten bewahrt. Ich finde ja, das neue Album klingt sogar noch etwas rauer und weniger geschliffen als “The White Goddess”. Der Proberaum und Do-It-Yourself-Charakter kommen im Sound stärker durch als zuvor.

interviews atlanteankodexphotoRalf: Gibt es ein Konzept auf „The Course Of Empire“ oder hängen einzelne Songs zusammen?

Manuel Trummer: Ein Konzept gibt es nicht, eher eine Art Leitthema. Die Songs orientieren sich grob am Gemäldezyklus “The Course Of Empire” von Thomas Cole und behandeln aus unterschiedlicher Perspektive den Aufstieg und Fall von Königreichen. Die Songs folgen tatsächlich auch einer bestimmten inhaltlichen Abfolge.

Ralf: Das Cover ist echt beeindruckend – von wem stammt es?

Manuel Trummer: Von Mariusz Lewandowski, einem polnischen Künstler, der unter anderem schon für BELL WITCH und andere gearbeitet hat.

Ralf: Es gab einen Besetzungswechsel bei Euch, ihr habt nun eine neue Gitarristin?

Manuel Trummer: Richtig, Coralie Baier, die auch für ANTIPEEWEE spielt, hat die Leadgitarren übernommen. Auf dem neuen Album stammt schon das Solo vom Titeltrack von ihr.

Ralf: Von Cruz del Sur seid ihr nun zu Ván Records abgewandert. Wie kommt’s?

Manuel Trummer: Es gibt keinen besonderen Grund. Wir waren bei Cruz del Sur immer super zufrieden. Enrico ist ein fantastischer Typ und wir haben ihm viel zu verdanken. Es war also keine Entscheidung gegen ihn. Ich glaube, wir wollten der Einfachheit halber einfach alles unter einem Dach haben. Die Kameradschaft und die Kreativität unter den Bands aus dem Ván-Umfeld hat uns sehr beeindruckt, davon wollten wir auch ein Teil sein. Außerdem ist Sven auch ein absoluter Maniac, der uns immer wieder mit seiner Leidenschaft begeistert. Und seine Vinyl-Editionen sind natürlich unschlagbar.

Ralf: Danke für Deine Zeit und Ausführungen!


(Photo von ATLANTAEN KODEX)