Unterstützt den Underground!!! Es gibt unzählige Bands, die kaum jemand kennt, welche sich den Allerwertesten aufreißen und echt kreative und leidenschaftliche Musik erschaffen. Oft spannender, als der überall gefeierte Megaact, auf den sich oftmals der Fokus der Fans fixiert. Eine dieser geilen unbekannten Band sind IS LOVE ALIVE?, die großartigen Doom spielen, der ausgefeilt und mitreißend klingt. Gitarrist Tom Pieper hatte einiges zu berichten.
Ralf: Zuerst möchte ich Euch bitten etwas zu den Anfängen zu sagen. Wie kamt ihr darauf eine Doomband zu gründen und wer hatte die Idee mit dem doch recht untypischen Bandnamen?
Tom: Nachdem ich bereits in den 80ern mit der Speed Metal Band CHRONOS den deutschen Underground unsicher gemacht hatte, entdeckte ich in den 90ern meine Liebe zum Doom. Mir war klar, dass wenn ich mal wieder selbst Musik mache, sollten schwere Riffs und Zeitlupen-Grooves den Ton angeben. 2009 war es dann soweit und ich begann mir geeignete Mitstreiter zu suchen. Die Idee mit dem Bandnamen hatte unser erster Sänger, ein witziger Typ namens Guido Jansen. Er hat damals schon erkannt, welchen Weg die Menschheit geht und dass das Verhalten untereinander oftmals fragwürdig ist. Da auch ich keinesfalls unter einem mit den üblichen Metalklischees behafteten Namen firmieren wollte einigten wir uns auf IS LOVE ALIVE?
Ralf: Ich muss gestehen, dass ich IS LOVE ALIVE? erst mit „Welcome Home...“ kennenlernen durfte. Wie wäre ein kurzer Überblick über den Werdegang inklusive den Veröffentlichungen?
Tom: Gern! Von Anfang an legten wir großen Wert darauf die Entwicklung der Band zu dokumentieren. Daher nahmen wir bereits 2010 unsere erste Demo-CD „Slow Down“ auf. Es folgten zwei weitere Demos, nämlich „Against“(2011) und „III Social Jetlag“ (2014), die alle recht gute Reviews in den einschlägigen Print- und Online-Medien bekamen. So fand ich war es nun an der Zeit endlich ein komplettes Album unter professionellen Bedingungen aufzunehmen. Durch Umbesetzungen in der Band, Renovierung des Proberaums etc. verzögerte sich das allerdings ein wenig, so dass unser Debüt „Final Journey“ erst 2018 das Licht der Welt erblickte. Angespornt durch die wiederum sehr guten Reviews und die daraus resultierenden Verkäufe (die Erstauflage war innerhalb von vier Wochen ausverkauft) begannen wir gleich mit der Arbeit am zweiten Album „Second to None“, welches dann 2020 erschien. Wie bereits das Debüt, wurde auch der Zweitling zur „Eigenpressung der Ausgabe“ im Deaf Forever gekürt und auch die Reviews der anderen Gazetten waren erneut hervorragend.
Mit zwei guten Alben im Rücken wollten wir dann richtig durchstarten, was aber die ganze Corona-Problematik zunichte machte. Auftritte waren nicht möglich, selbst unseren Proberaum durften wir monatelang nicht betreten. Zumindest hatte ich genug Zeit Songs für Album Nr.3 zu schreiben. Mit dem Ausarbeiten des Materials begannen wir dann „as soon as possible“. So fielen wir dann Ende 2022 wieder ins Studio ein um „Welcome Home…“ aufzunehmen. Helle Müller von UNDERGROUND POWER RECORDS war zwischenzeitlich auf uns aufmerksam geworden und bot uns an das Album auf Vinyl zu veröffentlichen. „Welcome Home…“ erschien dann im September(CD)/Oktober(LP) 2023.
Ralf: Es gab ja einige dramatische und unschöne Ereignisse während des Bandbestehens. Was war da so los? Mehr Doom geht eigentlich nicht mehr (bitte nicht falsch verstehen).
Tom: Du spielst wahrscheinlich auf die beiden Todesfälle an, die uns während der Schaffensphase von „Welcome Home…“ heimgesucht haben. Ja, das war schon krass. Mike Wells, ein Bekannter aus LA, der die ersten beiden Alben gemastert hatte, hat sich leider im Vorfeld der Produktion umgebracht. Ich gehe davon aus, dass es in den Staaten wohl keine staatlichen Corona-Hilfen für Künstler & Freischaffende gab. So ist Mike derart in finanzielle Bedrängnis geraten, dass er keinen anderen Ausweg sah. Während wir bereits mit den Aufnahmen beschäftigt waren ist dann unser Leadgitarrist Peter Lehnen völlig unerwartet einem plötzlichem Herztod erlegen. Unter diesen Umständen ist es schon bemerkenswert wie homogen das Album am Ende klingt.
Ralf: Lasst uns über „Welcome Home“ sprechen. Die Band wurde ja fast völlig ausgetauscht, einige ex-Mitglieder kamen wieder zurück. Verwirrend?
Tom: Nun ja, was heißt ausgetauscht? Fakt ist, dass unsere damalige Sängerin ausgestiegen ist und zwei weitere Musiker ziemlich bitchy davon überzeugt hat mit ihr zu gehen. Daher hab ich dann Hüsi & Butch gefragt, ob sie wieder dabei sind, wenn wir das Hauptaugenmerk auf Studioproduktionen, weniger auf Livegigs legen. Die beiden haben echt was drauf und sind sehr angenehme Zeitgenossen. Aufgehört hatten sie damals lediglich aus Zeitgründen, denn meine Jungs spielen alle auch noch in anderen Bands. Da wird es dann natürlich eng mit den Proben.
Ralf: Gibt es da textlich einen Zusammenhang oder Konzept?
Tom: Generell handeln unsere Texte oftmals von zwischenmenschlichen Enttäuschungen und Verlust. Insofern passt das schon!
Ralf: Die Produktion ist nahezu perfekt – was ist das Geheimnis?
Tom: Danke für die Blumen! Ja, wir sind auch alle sehr zufrieden mit dem Sound. Sehr ursprünglich, druckvoll und natürlich. Das Geheimnis ist mit Denny Gabriel aufzunehmen. Der Lorbass weiß inzwischen wie IS LOVE ALIVE? zu klingen hat und daher werden wir weiterhin mit ihm zusammenarbeiten.
Ralf: Warum gibt’s die CD nur als Cardsleeve? Mir fehlt das Booklet.
Tom: Das Hauptaugenmerk des dritten Albums lag in diesem Fall auf der Vinyl-Version. Diese hat auch ein Insert mit den Lyrics, Fotos, etc. welches wir auch jedem CD-Besteller per mail geschickt haben. Die CD ist lediglich eine Promo für die Medien und auch für unsere treuen Supporter gedacht, die unverständlicherweise keinen Plattenspieler besitzen. Daher auch ganz klassisch im Cardsleeve.
Ralf: Verfolgt ihr/Du die Doomszene bzw. neue Veröffentlichungen?
Tom: Schon! Auch wenn mittlerweile selten etwas wirklich bahnbrechendes erscheint. AIWAZ, das Projekt des WHEEL-Sängers Arkadius bildet da die berühmte Ausnahme. Sehr, sehr geil! Das Album wird in Kürze erscheinen. Doom-affine Menschen sollten sich ein Ohr gönnen.
Ralf: Was macht einen guten Doomsong aus?
Tom: Ich würde sagen eine gehörige Portion Melancholie, ein stupides aufdringliches Riff welches den Song trägt, der entsprechende Sound und eine Struktur, die das Ganze interessant gestaltet.
Ralf: Was gibt es an der Livefront zu berichten – hattet ihr schon viele Gigs und wie sieht es momentan aus?
Tom: Negativ! Wir haben in dieser Formation damals zwar relativ häufig gespielt, aber an dem oben genannten Zeitproblem hat sich nichts geändert. Desweiteren stehen uns die Gastmusiker, die ja auch erheblich am IS LOVE ALIVE? Sound beteiligt sind für Livesachen nicht zur Verfügung. So können wir leider auch auf interessante, aber sehr kurzfristige Einladungen wie z.B. beim letztjährigen „Hammer Of Doom“ Festival nicht reagieren. Da bräuchten wir einfach mehr Vorlauf.
Für mich persönlich ist das aber absolut OK, da ich das arbeiten im Studio weitaus interessanter finde als live zu spielen.
Ralf: Wie wurdest Du damals mit dem Metalvirus infiziert?
Tom: Oh Mann! Weißt Du wie lang das her ist? Da gab es noch Festnetz und Schwarz/Weiß-Fernsehen.
Nun, Anfang der 80er kam halt das ganze Metal-Movement ins Rollen und so konnte man selbst in der Bravo mal einen Bericht über AC/DC oder JUDAS PRIEST lesen. Auch das Radio spielte mal STATUS QUO oder KISS. Ich erinnere mich, als ich dort zum ersten Mal die SCORPIONS mit „Is There Anybody There?“ hörte. Dieses schroffe Riff und die mit Reggae unterlegten Strophen haben mich sofort fasziniert. In der Raucherecke auf dem Schulhof tauschte man selbst aufgenommene Kassetten mit dem neuesten heißen Scheiß. Hilfreich war auch eine Sonderausgabe des Musikexpress (incl.Flexidisc), die ausschließlich Metalbands vorstellte. Mit zitternden Fingern verschlang man diese „Bibel“ und machte sich anschließend im örtlichen Plattenladen auf die Suche nach den Alben dieser Combos. Erst nach dem legendären „Heavy Metal Rock/Pop“ Konzert 1983 in Dortmund erschien der erste Metal Hammer und es entwickelte sich langsam so etwas wie eine Infrastruktur mit Magazinen, Fanzines und Mailorder-Versänden.
Ralf: Welche Frage würdest du gerne mal beantworten?
Tom: Tom, wieviele Flying V´s besitzt Du eigentlich?
Ralf: Letzte Worte an unsere Leser?
Tom: Einmal mehr, SUPPORT THE UNDERGROUND!
Und das soll keine dumme Floskel sein. Checkt einfach neben den Big Names auch mal Alben von Bands aus, die das Ganze in ihrer Freizeit mit viel Enthusiasmus, Herzblut und oftmals auch mit finanziellen Einbußen tun. Denn hier bekommt ihr ehrliche Musik, die nicht auf Verkaufszahlen schielt. Kauft PHYSISCHE Produkte, Streaming ist böse! Besucht das „Headbangers Open Air“ oder das „Keep It True“ und nicht „Rock Am Ring“, ansonsten geht es mit unserer geliebten Szene langsam aber sicher den Bach runter. Peace!
Bildquelle: Band