Interview mit Nige Rockett (Onslaught)

ONSLAUGHT haben vor kurzem mit “Origins Of Aggression” eine Art Best-Of-Album zum 40jährigen Jubiläum ihres Debüts veröffentlicht. Kurz darauf führte ich ein Interview mit Gitarrist und Gründungsmitglied Nige Rockett.

Matthias: Hallo Nige. Wie geht es dir?

Nige: Hi Bruder, mir geht’s gut, danke. Und dir?

Matthias: Euer Album, das am 23. Mai erschienen ist, heißt „Origins Of Aggression“ und enthält die besten Songs eurer ersten drei Alben sowie 12 Coversongs. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Nige: Ursprünglich wollten wir das Album „Power From Hell“ einfach neu aufnehmen, was heutzutage bei frühen Bandkatalogen üblich ist, aber das klappt bei solchen Veröffentlichungen nicht immer. Nach langem Reden und Überlegen haben wir uns also einen anderen Plan ausgedacht, um das 40-jährige Jubiläum von PFH zu feiern. Wir dachten, es wäre für die Fans viel interessanter, die Reise von ONSLAUGHT vom ersten Tag an mitzuerleben, und schon vorher fanden wir es cool, die besten ONSLAUGHT-Tracks in derselben Klang- und Audioqualität und derselben Besetzung zu hören, um allen Tracks zum ersten Mal in unserer Geschichte einen vollständigen Zusammenhang zu verleihen. Die Coversongs sprechen für sich.

Matthias: Was war einfacher? Die Auswahl der Songs für die erste CD oder die, die ihr covern wolltet?

Nige: Ehrlich gesagt fiel uns die Auswahl beider Alben ziemlich leicht. Wir wollten ein „Best Of Album 82-89“ machen und alle Coversongs spielten eine große Rolle in unserer Bandkonzeption und waren in unseren Anfängen und darüber hinaus wichtige Einflüsse. Jeder Coversong hat seine ganz eigene Geschichte, die ihn auf das Album brachte.

Matthias: Ich sehe, dass ihr neben MOTÖRHEAD, JUDAS PRIEST und BLACK SABBATH auch Songs von DISCHARGE, THE EXPLOITED und SEX PISTOLS gecovert habt. Seht ihr eure Wurzeln eher im Punk und Hardcore oder im Metal?

Nige: Unsere frühen Wurzeln lagen definitiv im Punk, aber der Metal-Unterton war immer da. MOTÖRHEAD waren anfangs eine große Inspiration für die Band, ebenso wie BLACK SABBATH. Ich höre die MOTÖRHEAD-Einflüsse auf dem PFH-Album deutlich, genauso stark wie vielleicht den Punk-Einfluss.

Matthias: Euer Debütalbum „Power From Hell“ wird dieses Jahr 40. Erinnerst du dich noch an die Aufnahmen?

Nige: Hahaha…nicht so gut! Ich weiß noch, dass die Aufnahme und der Mix nur vier Tage gedauert haben und dass das Wetter furchtbar war. Ich glaube, wir haben im November 1984 aufgenommen und es war so kalt mit starkem Regen – perfekt für so ein düsteres und dreckig klingendes Album. Haha.

Matthias: Was unterscheidet deiner Meinung nach britischen Thrash von deutschem oder amerikanischem Thrash?

Nige: Das ist eine schwierige Frage…Alle drei sind sehr unterschiedliche Stile. Die US-amerikanische und die deutsche Szene sind definitiv viel größer, was die Anzahl der Bands angeht, die diese Länder hervorgebracht haben, und die Amerikaner sind wohl einflussreicher.

Matthias: ONSLAUGHT waren lange Zeit aufgelöst. Wie war das für dich und was hat dich dazu bewogen, es noch einmal zu versuchen?

Nige: Ich glaube, es war damals auch dringend nötig. Auf professioneller Ebene lief es nicht mehr und der ganze Spaß war vorbei. Daher war die Beendigung von ONSLAUGHT die einzige Option. 14 Jahre waren vergangen, Grunge war glücklicherweise tot, es gab das Internet und ONSLAUGHT war wieder in aller Munde, die ersten beiden Alben waren wiederveröffentlicht worden, und wir bekamen Tantiemen. Das Musikleben schien wieder positiv zu sein, ich fühlte mich neu belebt und bereit, es noch einmal zu versuchen.

Matthias: Hast du jemals darüber nachgedacht, ganz mit der Musik aufzuhören?

Nige: Ich habe tatsächlich etwa 10 Jahre lang aufgehört, fast mein ganzes Equipment verkauft und in der ganzen Zeit nie meine Gitarre in die Hand genommen.

Matthias: Hat der Brexit es schwieriger gemacht, außerhalb eures Heimatlandes auf Tour zu gehen?

Nige: Nein, nicht wirklich, wir hatten bisher nie Probleme, wir kennen die Regeln und halten uns, wo immer möglich, daran. Es gibt Möglichkeiten, die unnötige Bürokratie zu umgehen, wenn man bei bestimmten Dingen geschickt ist. Das heißt nicht, dass ich ein Fan des Brexit bin, im Gegenteil, ich hasse den Brexit. Er hat mir meine Freiheit genommen, zu reisen und in Europa zu leben, wie ich will, und er hat die Dinge für britische Unternehmen viel teurer gemacht. Der Brexit war ein riesiger Schwindel der britischen Regierung, wir wurden gehörig betrogen.

Matthias: Ihr hattet zahlreiche Besetzungswechsel. Gibt es jemanden, von dem du dir wünschst, er wäre länger in der Band geblieben?

Nige: Ja, das war leider immer ein Problem. Wir sind eine Band, die gerne und viel auf Tour ist, und man muss ein besonderer Mensch sein, um mit der harten Arbeit, dem Reisen und dem ganzen Druck, den das Touren mit sich bringt, klarzukommen. Viele Bands scheinen heutzutage unter diesen Problemen zu leiden, man muss einfach damit umgehen, es in etwas Positives verwandeln und weitermachen. Ja, aber eigentlich nur zwei. Andy Rosser-Davies war ein großartiger Gitarrist und ein toller Typ, und wir waren ein richtig gutes Team. Sy Keeler wäre der andere, da er als „der“ ONSLAUGHT-Sänger gilt…Man weiß nie, was die Zukunft bringt, also bleibt dran!

Matthias: Welche Erinnerungen hast du an euren ehemaligen Sänger Steve Grimmett, der 2022 verstorben ist?

Nige: Steve war ein wirklich netter Kerl mit einer tollen Stimme, nicht unbedingt der Richtige für ONSLAUGHT, aber trotzdem sehr talentiert. Das Album „In Search Of Sanity“ war ein Verkaufsschlager für die Band und Steve trug seinen Teil zu diesem Erfolg bei. Leider haben wir uns nach seinem Ausstieg etwas aus den Augen verloren.

Matthias: Welche Pläne habt ihr für die Zukunft der Band?

Nige: Oh, definitiv jede Menge Besetzungswechsel, hahaha. Aber im Ernst, wir machen einfach das, was wir am besten können: Wir wollen mit jedem Album, das wir herausbringen, frisch klingende neue Musik machen und dann so viele Shows und Festivals spielen wie möglich. Wir überarbeiten nie alte Alben, also denke ich, wenn wir keine bessere Platte als die letzte machen können, ist es Zeit, Schluss zu machen. Im Moment freuen wir uns schon sehr auf unser nächstes Studioalbum, die unmittelbare Zukunft sieht also cool aus.

Matthias: Welcher andere Musiker hat dich am meisten beeindruckt?

Nige: Er ist zwar kein Metal-Musiker, aber für mich ist „Nile Rodgers“ ein unglaublicher Gitarrist und Songwriter. Die Liste der Hits, die dieser Typ für sich selbst und so viele andere Mega-Künstler geschrieben hat, ist unglaublich. Eine absolute Legende! Und ausnahmsweise mal eine echte.

Matthias: Welches Album hast du zuletzt gekauft?

Nige: Ich glaube, es war „DISCHARGE – End of Days“. Tolles Album.

Matthias: Möchtest du den Fans sonst noch etwas sagen?

Nige: Ich möchte mich ganz herzlich bei all unseren Fans für ihre unglaubliche und unermüdliche Unterstützung bedanken. Ohne euch könnte diese Band nicht überleben. Wir hoffen, euch gefällt dieses neue Jubiläumsalbum genauso gut wie uns, als wir es für euch gemacht haben. 40 Jahre sind ein echter Meilenstein. Ohne euch alle hätten wir es nicht geschafft!

Matthias: Danke für deine Zeit.

Nige: Es war mir ein Vergnügen.

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