Brit Floyd (07.11.2019, Saarbrücken)

britfloyd tourflyerCoverbands sind ja in der Musikszene umstritten, Originale seien ohnehin nicht ersetzbar sagen die einen, andere entgegnen, dass es sich so aber wunderbar in Erinnerungen schwelgen lässt. In der Tat gibt es sicher Musik, welche die Zeiten überdauern wird, und die hat auch das Recht immerwährend gespielt zu werden. Es käme keiner auf die Idee solche Gedanken bei klassischer Musik zu verschwenden, aber einiges, was heute populär ist, wird die Klassik von morgen werden. PINK FLOYD zählen mit Sicherheit zu den Bands auf die das zutrifft und von keiner anderen Formation gibt es so viele Tribute-Kapellen. BRIT FLOYD eilt der Ruf voraus, eine der spektakulärsten zu sein, sie gehören zu den Truppen, die international unterwegs sind. Wie groß die Show ist und wie nahe sie der Illusion kommt, wollte NECKBREAKER herausfinden und war in der Saarbrücker Congresshalle vor Ort.

Die war leider nicht ganz gefüllt, hinten und an den Seiten war noch reichlich Platz, aber das war kein Wunder, man ist vielleicht schon übersättigt. Im Saarland selbst gibt es Projekte mit gleichem Inhalt, die immer unterwegs sind, und vor nicht einmal zwei Wochen gastierte mit ECHOES die führende deutsche Coverband zweimal in der Nähe. So war auch die Stimmung etwas unterkühlt, als die neun Musiker auf der Bühne auftauchten, auch wenn sie direkt mit dem eröffnenden Knaller von „The Wall“ loslegten.

Dabei war es auch recht schwierig einen Bezug zum Bühnengeschehen aufzubauen, denn anfangs hüllte sich die Bühne in Dunkelheit, so dass man die Musiker kaum erkennen konnte. Wenn dann die Scheinwerfer aufgefahren wurden, tauchte es direkt die Halle in gleisendes Licht. Wie die Musik der Legende, so besaß auch die Lightshow eine ungeheure Dynamik. Das war zwar nicht immer augenfreundlich ausgeleuchtet, aber die Effekte sprachen für sich.
Schon alleine die große runde Leinwand hinten, die mit dem Kreis aus Scheinwerfern beim Original abgeschaut war bot viele optische Erlebnisse. Immer wieder flimmerten Bilder darüber, welche die Lieder untermalten, wobei man natürlich nicht auf die originalen Spuren zurückgreifen durfte. So musste sich die Band daran angelehnte Animationen selbst ausarbeiten, die vielleicht ein wenig comicmäßiger gewirkt haben, selbst bei „The Wall“, wo vieles ohnehin gezeichnet wurde.
Wenn dann die Vari-Lights schöne Motive über die Bühne zauberten, machte das in der Totalen mächtig was her, so eine gut konzipierte und stimmungsvolle Lightshow habe ich selten gesehen. Das Licht spielte mit der Atmosphäre der Musik und setzte die Musiker, dann in Szene, wenn es notwendig war. Dazu wurden bei einigen Songs die Laser ausgepackt, mal bunt und weit gefächert, dann wieder einfarbig um sich wie ein Teppich über das Geschehen zu legen.

Da musste man aufpassen, dass man nicht die Konzentration auf die Musik verlor, auch weil die Breite der Bühne viel Aufmerksamkeit forderte, um dass alles zu erhaschen. Da kam es einem zugute, dass der Sound sich druckvoll festsetzen konnte und so klar war, dass man jedes Detail heraus hören konnte. Zum Teil hat man sich bei der Ausgewogenheit ein paar Eigenheiten heraus genommen und die jeweils führenden Instrumente zusätzlich betont. Das steigerte zwar die Dynamik noch weiter, ging aber ein bisschen zu Lasten der Tiefe. Vor allem der Opener von „Meddle“ entwickelte sich zu einem Soundorkan.

Die eigene Note brachte man auch mit ein paar zusätzlichen kleinen Improvisationen ein, die man zur die Liveumsetzung nutzte. Spielerisch waren die Damen und Herren bestens aufeinander abgestimmt, gerade die Breaks von Schlagzeuger Arran Ahmun saßen punktgenau und akzentuierte die entsprechenden Passagen. Die beiden Gitarristen, der musikalische Kopf Damian Darlington sowie Edo Scordo spielten sich die Parts schön gegenseitig zu. Während der junge Mann mit italienischen Wurzeln die meisten Soli übernehmen durfte, kamen von Darlington die signifikanten.

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Auch der Bass von Ian Cattell drückte schön, dazu teilte er sich mit dem guten Damian die Lead Vocals. Wenn sich dann die mehrstimmigen Chöre erhoben, wurde es richtig lauf im Rund, analog dazu hell auf der Bühne. Die saßen bei den Saitendehnern ebenso sicher wie bei den drei Damen, welche ganz vorne an der Bühne postiert waren. Vor allem Jacquie Williams tat sich mit ihrem souligen Organ hervor, den Part der Claire Torry übernahm jedoch Ola Bienkowska.
Hinter den Damen saßen Keyboarder Matt Riddle und Multiinstrumentalist Ryan Saranich. Ersterer unterlegte die Klänge mit seinen wunderbaren Flächen und Schwaden, gerade er war ein Nutznießer der prominenten Herausstellung der Soli. Riddle war meist hinter seinen Percussions zu finden, bediente von dort auch die Akustische und weitere Tasteninstrumente. Seine Einsätze vorne hatte er, wenn er mit dem Saxophonparts, wobei er teils riesige Teile auffuhr.

Diese Klänge finden sich natürlich oft im Kanon von PINK FLOYD, auch wenn „Money“ dieses Mal außen vor blieb. Überhaupt packte man ein paar weniger bekannte Stücke ins Set, was für Abwechslung sorgte. Das Frühwerk fehlte an dem Abend allerdings, die „Meddle“-Auszüge waren die ältesten Lieder, wobei der erste davon sicherlich überraschte. Der Schwerpunkt lag auf dem vierzigjährigen Jubiläum von „The Wall“, von dem die wichtigsten Nummern in vier Blöcken gespielt wurden. Immer wenn man sich in die Dramaturgie der Scheibe eingewöhnt hatte, streuten BRIT FLOYD ansatzlos Titel andere Scheiben ein.

Das liest sich jetzt alles richtig gut, vom musikalischen Standpunkt war den Neun auch nichts vorzuwerfen, leider vermochten es die Protagonisten nicht, die Emotionen zu transportieren. Das sind alles handwerklich sehr gute Cracks, die perfekt spielten, doch irgendwie fehlte hier die völlige Hingabe. Die Truppe vertraut vielleicht zu sehr auf ihre technischen Stärken, als dass sie das Publikum hätte vollständig mitreisen können.
So wunderte es nicht, dass es zwar oft Szenenapplaus gab, sich die Leute aber sonst merklich zurück hielten. Das muss man der Band auch ankreiden, denn Interaktion war nicht ihre Stärke, nur ein paar Worte von Darlington waren zu wenig. Doch nicht nur mit den Zuschauern gab es kaum Augenkontakt, auch unter einander blieb jeder seltsam für sich. Da zockte jeder mit viel Klasse, aber als Einheit auf der Bühne präsentierte man sich nicht.

Manchmal überkam einen das Gefühl, dass da oben eher Dienstleister denn Künstler standen. Dieser Eindruck verstärkte sich bei der sehr distanzierten Autogrammstunde nach der Show, wo kaum auf Gespräche eingegangen wurde. Nur wenn ein paar Szenen von „The Wall“ auf der Bühne gespielt wurden, konnte das Ensemble die Atmosphäre wirklich vermitteln. Dann wälzte sich Ian Cattell wie einst Bob Geldof in seinen dunklen Träumen im Sessel, während Saranich sein Langholz übernahm. Und am Ende stolzierte der Bassist mit langen Ledermantel und Sonnenbrille am Bühnenrand entlang und forderte endlich mal die Zuschauer. Jene standen nun komplett und klatschten den Stampftakt mit, über welchen das ikonische Riff flog. Es sollte zuvor aber bis zum zweiten Set dauern, bis das Eis mit dem unsterblichen Eröffnungsopus von „Wish You Were Here“ und dem heimlichen Publikumsfavoriten von „Momentary Lapse Of Reason“ im Anschluss gebrochen wurde.

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Am Ende war nach zweieinhalb Stunden Spielzeit jeder zufrieden und es gab verdiente Ovationen, doch der Wermutstropfen blieb. Man konnte sich an dem Klang und der visuellen Komponente ergötzen, doch wirklich fallen lassen in den Kompositionen konnte man sich nicht. Da war alles perfekt durchgestylt und inszeniert, bis hin zu den synchronen Bewegungen der Backgroundsängerinnen, jedoch auch irgendwo steril. Aber vielleicht bin ich auch schon übersättigt, es war sicher nicht meine erste PINK FLOYD-Tribute-Show. Doch nie zuvor wurde es deutlich, dass das alles nur schöner Schein ist als bei BRIT FLOYD. (Pfälzer)

Setlist BRIT FLOYD:
In The Flesh
The Thin Ice
Another Brick In The Wall Part 1
The Happiest Day In Our Lives
Another Brick in The Wall Part 2
Mother
Time
Breathe Reprise
The Great Gig In The Sky
Fearless
Us And Them
Keep Talking
Sheep
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Yet Another Movie
Empty Spaces
Young Lust
One Of My Turns
Shine On You Crazy Diamond
On The Turning Away
Hey You
Is There Anybody Out There?
Nobody Home
Wish You Were Here
One Of These Days
Comfortably Numb
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Run Like Hell

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