"Großes entsteht immer im Kleinen." ist das offizielle Motto im Saarland und das macht dann auch vor der Musiklandschaft nicht halt. Not macht erfinderisch, denn sonst hamma ja nix - hört man sie allenthalben jammern. Jedoch muss das Saarland sich nicht hinter internationalen Musikgrößen verstecken. Irgendwann kommt immer mal wieder ein Zeitpunkt, an dem die Sterne günstig stehen, wenn Musiker zusammenkommen und Songs kreieren. Eigentlich ist es völlig egal in welchem Teil der Erde die Musiker leben, wichtig ist dabei einfach nur, dass die persönlichen Erfahrungen und Vorlieben sich mit den anderen Beteiligten der Band zu einem größeren und höheren Ganzen als man selbst verzahnen.
KORE aus Saarbrücken haben so etwas geschafft.
Ich habe lange überlegt, wie denn nun das vorliegende Debütalbum "Perspectives" zu bewerten sei. Musik ist ja generell Geschmacksache.
Nach dem ersten Hördurchlauf zweifelte ich an mir selbst. Das klang so gut und die Lieder blieben als Ohrwurm hängen, ohne jedoch "cheesy" zu wirken. Es gab keinen faden Beigeschmack, wie von zu viel Popcorn oder Natchos im Kino. Ich ließ es ruhen und der Sommer kam. Bei einer Autofahrt hatte ich mir das Album nochmal schmecken lassen und es zeigte sich, dass es gut passte. Bei einer Gartenparty im Sommer, spontan über ein in der Wiese liegendes Bluetooth-Radio wiedergegeben, überraschte es die anwesenden Musiker sehr und alle wollten wissen, was für eine Band das ist.
"Es ist poppig!", sagten ein paar, „…aber es ist dabei kernig und es nervt nicht!" Nun gut, dachte ich, wenn das der einzige Kritikpunkt zu sein scheint, dass es poppig ist? Das deckte sich auch mit meinem Empfinden. Ich finde einfach kaum etwas auf "Perspectives" zu kritisieren. Nach dem zehnten Hören oder so, war ich schon so in den Songs drin, dass mich manche Wiederholungen von Textpassagen in den Songs etwas strapazierten, das war es dann aber auch schon.
Sollten KORE aus Saarbrücken etwa ein perfektes Album geschaffen haben? Wenn ich jeden Song für sich aus dem Album ziehen kann, ohne die anderen drumherum zu vermissen, dann könnte man das annehmen. Wie ein Buch mit einzelnen Geschichten, die in sich geschlossen wirken.
Die Einleitung zum Album in Form eines auf der Gitarre entworfenen Intros, welches langsam anschwillt und sich soundmäßig an den folgenden Liedern orientiert, ist schonmal eine gelungene Sache. Gleich darauf pumpt "Open Mind" aus den Boxen und man wippt unwillkürlich mit.
Wie schon erwähnt, die in sich abgeschlossenen Stücke, in denen alles musikalisch austariert scheint und dennoch genügend Freiraum für interessante Ausbrüche und Versatzstücke bleibt. KORE spielen mit Dynamik, mit Atmosphäre und brachial gespielten Riffs. Alles tänzelt und schwebt luftig im Raum. Die Stimme von Alessandro scheint greifbar. Niemals schreit er oder driftet in schräge Töne ab. Er singt mal laut, mal gefühlsbetont und gänzlich ohne weinerliches Vibrato. Er wirkt nicht aufgesetzt, sondern echt.
Der Gesang macht für meinen Musikgenuss eben einen gewaltigen Unterscheid. Wenn ich diesen nicht abkann, ist ein Album oder eine Band für mich ungeniessbar.
Die Instrumentierung aus Bass, Schlagzeug und Gitarre ist für meine Begriffe unübertrefflich konserviert. Der Basssound von Felix Klein ist prägnant, die Bassläufe interessant und durchsetzungsstark. Das Gitarrenspiel von Jürgen Hubert bestimmt hauptsächlich den Gesamtsound neben dem Gesang. Die Riffs und Leads, ob verzerrt oder clean, schaffen einen hohen Wiedererkennungswert und Ohrwurmcharakter. Dirk Nilles schafft dazu mit seinem groovenden Schlagzeugspiel eine präzise getaktete Grundlage.
Ob ich „Perspectives“ leise oder laut höre, es bleib immer ein Genuss, ist nie aufdringlich. Da hat Phil Hillen in seinem renommierten SU2-Studio bei Mix und Mastering mal wieder sein ganzes Können bewiesen.
Soundmäßig orientieren sich KORE an den reichhaltigen alternative und heavyrock Meisterwerken der neunziger Jahre wie RED HOT CHILI PEPPERS, ALICE IN CHAINS, RAGE AGAINST THE MACHINE, TOOL und SOUNDGARDEN.
Mich lässt beim Besprechen des Albums das Gefühl nicht los, dass mir die richtigen Worte fehlen, dass ich schlecht vorbereitet bin auf das was die vier Musiker da präsentieren. Mir schnürt sich der Hals zu und ich bekomme Angstschweiß auf die Stirn, denn es ist leichter etwas zu verreissen, als seine herausragende Qualität in Worte zu fassen. Das letzte Liveerlebnis mit KORE ist schon ein Weilchen her und damals konnte ich aufgrund der Umstände nur wage erahnen wie gut die Songs sind, denen der ungedämpfte Kellersound seinen Stempel verpasst hat.
KORE entlassen den Hörer mit „Into the Night“ und erinnern dabei entfernt an die Hymne „Holiday“ von den SCORPIONS, zum Ende hin.
KORE machen die Musik, die ich im Radio immer hätte hören wollen, aber dort niemals serviert bekam. (Andreas)
Bewertung:

10 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 44:51 min
Label: Eigenvertrieb
Veröffentlichungstermin: 13.10.2018