Seit es vor ein paar Jahren bei THE BREW für mich Klick gemacht hat, kann ich nicht genug von dem britischen Trio bekommen. Daran ändert sich auch mit dem Nachfolger zu “Shake The Tree” nichts. Zwar war “Art Of Persuasion” zu Beginn weniger zugänglich, doch das änderte sich bereits beim zweiten Durchlauf auf dramatische Weise. Wer auf griffigen Blues-Rock mit viel Groove steht, sollte jetzt unbedingt weiterlesen.
Denn bereits ab der ersten Minute treten THE BREW mit “Seven Days Too Long” einen wahnwitzigen Rhythmus-Teppich los. Der stampfende Bass von Tim Smith, gepaart mit dem Drumbeat seines Sohnes klingen schlichtweg fantastisch. Zusammen mit Jason Barwicks Gitarrenriffs, dem Chorgesang und den wirklich guten Lyrics braut sich hier was zusammen. Die Nummer wird live sicherlich zum Dauerbrenner und erinnert stark an die letzten Alben “Control” und “Shake The Tree”. THE BREW sind kompakter geworden, progressive Elemente sind zwar noch vorhanden, aber weniger. Bei “One Line Crimes” wird es etwas flotter, die bekannte Härte von “Shake The Tree” setzt sich durch. Anfangs ging mir die Nummer etwas schwerer in den Kopf, was sich nach dem zweiten Durchlauf aber auf dramatische Weise geändert hat. Der Refrain ist eben nicht ganz so griffig, dafür der Rhythmus des Songs umso mehr. Gerade gegen Ende überzeugt der Song durch extrem cool gesetzte Stops, die perfekt in ein gelungenes kurzes Solo überleiten.
Und kurze Solos werden auf diesem Album eventuell für einige Fans ein Problem darstellen, denn Jason hält sich auf der Gitarre etwas zurück.Bei “Boomerang Fools” treiben es die Jungs mit den Pausen auf die Spitze. Das bringt dem Song aber keinen Abbruch, sondern die Damen und Herren im Publikum werden sicherlich zum Hüftenschwingen animiert, coole Nummer. Wenn ich nun ganz ehrlich bin, gefiel mir “Gin Soaked Loving Queen” anfänglich überhaupt nicht. Eine Tatsache, die ich mittlerweile nicht mehr nachvollziehen kann. Die Nummer rockt ohne Ende, und das nicht erst seit THE BREW ein Musikvideo dazu veröffentlicht haben. Der Song hat eine gewisse Eigendynamik, die heute nur wenigen Bands in dieser Form gelingt.
“Naked As I Stand” ist einer der wenigen Songs der Platte, die mir bereits nach dem ersten Durchgang im Kopf blieben. Ob das lediglich an dem besonderen Titel liegt, lässt sich nicht sagen, die Midtempo Nummer macht jedenfalls Spaß und unterscheidet sich stark von den bisherigen Tracks. Wenn es einen Partytrack auf diesem Album gibt, dann ziemlich sicher “Shaking The Room”. Die Nummer verbreitet vom ersten Moment an gute Laune und wird hoffentlich auf der kommenden Tour live zu hören sein. Der griffige Refrain überzeugt auf Anhieb und ich sehe das Publikum bereits wild umherspringen.
“Pointless Pain” erzeugt wieder diese für THE BREW typische Energie, die sie zu jener sagenumwobenen Liveband gemacht haben, die sie heute sind. Hier bleibt kein Fuß ruhig stehen, einfach Wahnsinn, wie gut hier alles zusammenpasst. Auch das anschließende “Excess” zählte anfangs nicht zu meinen Favoriten, der Refrain war für mich etwas zu abgedroschen oder besser gesagt klang es für mich so, als würde der gesamte Song aus dem Refrain bestehen. Erst bei genauerem Hinhören fallen die Details auf, und es ist keineswegs ein einziger Refrain, der Song bietet sogar sehr viel Abwechslung und wird live sicherlich ordentlich nach vorne gehen.
Mit “Carry The News” folgt der erste etwas ruhigere Track des Albums. Für mich auf einer Ebene mit dem großartigen “Without You” vom Vorgänger. “Ghost Of The Nation” hat Ohrwurmcharakter und ist ein wirklich klassischer THE BREW-Song, hier wird live sicherlich ordentlich mitgesungen. Mit “Pink Noise King” lässt die Band ihren neusten Streich ruhig und gekonnt ausklingen, eine Nummer, die unter die Haut geht.
Für mich bietet “Art Of Persuasion” alles, was ich an THE BREW liebe. Die Band überzeugt mit jedem Song durch ihre schiere Spielfreude und den wahnsinnigen Rhythmus. Dabei erinnert mich die Band stets an die ganz Großen der Frühzeit THE WHO oder LED ZEPPELIN. Die Band klingt aber nicht wie eine simple Kopie, auch versucht sie nicht den Sound von damals zu imitieren, ihre Musik klingt auf klassische Weise modern. Neben den RIVAL SONS sind THE BREW für mich die musikalische Hoffnung der aktuellen Musiklandschaft. Die neue Platte setzt die Linie seit “Control” gekonnt fort, die Band hat nach wie vor einen wahnsinnigen Groove, lässt aber die ehemals progressiven Einflüsse mehr und mehr weg. Dem einen mag das gefallen, dem anderen eher weniger, aber letzten Endes stimmt für mich die Mischung nach wie vor. Es ist etwas schade, dass sich Jason an der Gitarre ein wenig zurückhält, aber letzten Endes dient ein Song einem Solo, und das wird hier mit Perfektion betrieben.
Ich kann mir mittlerweile nicht erklären weshalb das Album für mich anfangs nicht so zugänglich war wie “Shake The Tree”, aber vermutlich hat es sich dazu einmal zu oft auf meinem Plattenteller gedreht. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass THE BREW-Fans dieses Album als ähnlich grandios empfinden werden wie ich es tue. Ich kann nur immer wieder betonen, dass man sich diese Band unbedingt anhören sollte, und wenn man die Möglichkeit hat einem Live-Konzert beizuwohnen, sollte man das schleunigst tun. Denn live legt THE BREW immer noch eine Schippe drauf, daher bin ich jetzt schon nervös, wie die neuen Stücke live rüberkommen. Und eines ist jetzt schon sicher, was die kommenden Konzerte angeht: “We Got A Whole Lot Of People Shaking The Room!”.
(Pascal)
Bewertung:

9 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 42:00 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 05.10.2018