SILENT VOICES aus Finnland sind dem einen oder anderen vielleicht schon bekannt als die "zweite" Band von Henrik Klingenberg und Pasi Kauppinen, ihres Zeichens Keyboarder und Bassist von SONATA ARCTICA. Dass sich hinter dieser Band aber wesentlich mehr verbirgt als ein Projekt, das man so nebenher am Laufen hat, dürfte mit dem mittlerweile vierten Longplayer "Reveal The Change" klar werden, wenn es nicht vorher schon so war. Denn die Herren Klingenberg und Kauppinen haben mit ihren Kollegen Teemu Koskela (Vocals), Timo Kauppinen (Guitar) und Jukka-Pekka Koivisto (Drums) ein mehr als beeindruckendes Prog-Metal-Werk auf die Beine gestellt, das sich hinter nichts zu verstecken braucht.
Ich gebe zu, dass mir die Band bislang kein Begriff war und ich daher die Entwicklung gegenüber den ersten drei Studioalben nicht beurteilen kann. Was mir hier auf dem vierten Werk aber geboten wird, ist ein ganz schöner Hammer. Der Startschuss fällt mit "The Fear of Emptiness", einem neunminütigen Hammer, der mit einem unglaublich eingängigen und wunderschönen Hauptriff daherkommt. Im geradezu lehrbuchmäßigen Refrain kann der neue Sänger Koskela gleich mal zeigen, was in seinem Organ steckt, und das ist nicht von schlechten Eltern.
"No Turning Back" ist eine wunderschöne Midtempo-Nummer mit tollem Keyboard-Einsatz, wo besonders die Qualitäten Klingenbergs zum Tragen kommen und ein fantastisches Gitarrensolo geboten wird. So richtig progressiv wird es dann erstmals mit "Reign of Terror", das auch ohne weiteres von DREAM THEATER stammen könnte und eine sehr schöne, durchgestylte Instrumentalpassage liefert, die einem die Kinnlade auf die Tischplatte krachen lässt. "Faith in Me" ist eine tolle Rocknummer, bei der SONATA ARCTICA's Frontmann und Vollzeitsympath Tony Kakko den Gesang übernimmt und sein beeindruckendes Können zeigt.
Den absoluten Kracher überhaupt stellt für mich das unglaubliche Instrumental "Black Water" dar, das nur so vor großartigen Gitarren-, Keyboard-, Bass- und Drumpassagen strotzt und ebenfalls stark an DREAM THEATER erinnert - und zwar mit nicht weniger Qualität. Mit "Burning Shine" lassen es die Jungs dann mal richtig knallen und erzeugen ordentlich Druck, besonders großartig ist hier nochmal der neue Sänger, der wirklich einen großartigen Job macht und beeindruckendes technisches und stimmliches Können demonstriert - und trotzdem liefert die Band hier einen tollen Balanceakt zwischen Progressivität und Eingängigkeit.
Gekrönt wird dieses Hammer-Album dann vom fast zwölfminütigen Epos "Through my Prison Walls", das absolut alle Qualitäten der Band stimmig zusammenfasst und zu einer fantastischen Einheit verschmelzen lässt. Drums, Gitarre und Keyboard bauen langsam, aber unaufhaltsam eine Brücke für den Gesang, der dann ruhig und gefühlvoll einsetzt und sich rasch steigert, bis alles zusammen in einer gigantischen Soundwand explodiert und mit einem sehr zum Bangen animierenden Rhythmus auf den Hörer zustürzt. Einfach ein echter Hammer!
Die Qualitäten von Keyboarder Klingenberg sind ja bereits bei SONATA ARCTICA seit einigen Jahren schon zu hören, wer sich aber mal ein Bild davon machen will, was der Mann wirklich drauf hat, der sollte sich unbedingt "Reveal the Change" anhören. Und auch der Rest der Band braucht sich absolut nicht zu verstecken, hier sind Musiker der absoluten Spitzenklasse am Werk und das zeigen sie hier in jedem einzelnen Song. Handwerklich ist das hier unglaublich großartig und muss sich nicht hinter anderen Bands in diesem Sektor verstecken.
Die Produktion ist ebenfalls erste Sahne, die Platte klingt durchweg absolut fantastisch, hier wurde erstklassige Arbeit geleistet.
Ich kann nur jedem, der mit Prog-Metal etwas anfangen kann, unbedingt empfehlen, sich diese musikalische Großtat schnellstmöglich ins Regal zu stellen. Anspieltips: "The Fear of Emptiness" und "Reign of Terror". (Dennis)
Bewertung: 8,5 / 10
Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 53:24 min
Label: Inner Wound Recordings
Veröffentlichungstermin: 29.11.2013
