Interview mit Bernie Lorig und Manuel Zewe (Godslave)

interview 20180922 godslave 0110 Jahre GODSLAVE. Das ist ein Jubiläum, das gefeiert werden will. Aus diesem Grund haben die saarländischen Thrasher mal wieder in den Kleinen Club der Garage in Saarbrücken eingeladen, wo eine zünftige Geburtstagsparty mit vielen Gästen auf und vor der Bühne gefeiert wurde. Im Anschluss an das Konzert stehen Neckbreaker dann auch noch Bernie und Manni für ein ausführliches Interview Rede und Antwort. Dabei geht es – auch in Anbetracht der mittlerweile späten Stunde – etwas durcheinander, sowohl was die Fragestellung, als auch was deren Beantwortung angeht. Aber dafür beantworten die beiden auch Fragen, die gar nicht gestellt wurden. Und erzählen uns nebenbei noch etwas über die Zukunft der Band, die Aufgabenverteilung in der Band, Whiskey, Wrestling, Roland aus Gronau, Mannis Begeisterung für körperliche Betätigungen jeglicher Art und das bandeigene Label Green Zone Music. Interessant ist auch, dass wir es geschafft haben, uns nach der Ankündigung, dass das Interview jetzt zu Ende ist, noch über 5 DIN A4-Seiten zu unterhalten, nachdem auch von außen immer mehr Interviewer und Fragesteller hinzukamen. Das Interview wurde natürlich auf Saarländisch geführt (auch wenn Bernie recht professionell versuchte, die meisten Fragen auf hochdeutsch zu beantworten) und von mir höchstselbst ins Deutsche übersetzt. Sogar der üble Dialekt unseres eingebürgerten Pfälzers (ich erwarte Lob und Anerkennung!). Doch bevor ich überhaupt dazu komme eine Frage zu stellen, prescht Manni vor und übernimmt die Rolle des Fragestellers.

 

 

Manni: Wird das geschnitten oder tippst du das ab?

Anne: Das wird abgetippt.

Manni: Gott sei Dank!

Anne: Wir beginnen mit der obligatorischen Geburtstagsfrage: Was waren denn die Höhen und Tiefen der vergangenen 10 Jahre? An was erinnert ihr euch besonders?

Bernie: Also wie viel Zeit hast du jetzt genau?

Anne: Ich hab‘ unendlich Zeit.

Bernie: Gut, ich aber nicht. Also – willst du Höhe- oder Tiefpunkte?

Anne: Was du mir erzählen willst.

Bernie: Oah, da kann man aber echt Stunden erzählen. [zu Manni gewandt] Der ist erst seit kurzem dabei, der kann nix erzählen.

Manni [begeistert]: Richtig!

Bernie: Der ist zwei Jahre dabei, der kann nicht über 10 Jahre erzählen. Also die Höhepunkte sind sicher so Sachen wie heute. Also, wenn wir sozusagen nach Hause zurückkehren und diese ganzen Leute sehen, die dann aus 400 – 500 km Entfernung hier ins Saarland kommen, was eigentlich niemals jemand tun würde. Aber sie tun‘s trotzdem, um zum Konzert zu kommen. Das sind immer Highlights. Und das ist mittlerweile tatsächlich immer mal wieder so – das ist echt geil. Weitere Highlights sind halt so Sachen wie, dass man auch mal vor TESTAMENT oder ANTHRAX spielen kann und auch mal sieht, wie das so auf der für uns maximal möglichen Erfahrungsliga ist und halt einfach mal dieses komplett professionelle mitkriegt. Wo wirklich alles durchgetaktet ist, und dass man halt auch vor Leuten spielen kann, die man sonst niemals erreichen würde. Und vielleicht sogar mit einem seiner Helden ein kleines Wort wechseln kann, oder so.

Das sind also sicherlich die Highlights. Tiefpunkte sind eigentlich immer Besetzungswechsel – jedes einzelne Mal. Mal schlimmer und mal weniger schlimm, aber es ist nie einfach. Und gleichzeitig dann aber auch wieder Höhepunkte, weil man sich aus diesem Loch wieder rausgeholt hat und sich wieder aufbaut um weiter zu machen. Das heißt, da wird ein Tiefpunkt irgendwann zu einem Höhepunkt verwandelt. Weil man eh keine Wahl hat. Man muss ja. Wenn man das nicht macht, dann kann man irgendwann nicht mehr weiter machen. Und das ist im Prinzip auch genau das, was wir mit „Reborn Again“ hinbekommen haben.

Anne: Habt ihr denn vor 10 Jahren gedacht, dass es euch so lange geben würde?

interview 20180922 godslave 07Bernie: Nein! Ja, keine Ahnung, wir haben jetzt vor 10 Jahren vor allem nicht 10 Jahre in die Zukunft geguckt. Das ist schon mal sicher. Aber ich kann dir sagen, dass wenn vor 10 Jahren irgendjemand gesagt hätte, dass wir in 10 Jahren dann 150, 200 Leute im Club haben und da kommen die Leute von Duisburg und von Gronau und von Jena und von irgendwelchen Orten – das wäre halt nix gewesen, wo man gesagt hätte, ja, das ist genau das, was passieren wird, sondern eher sowas wie „Jaha, wahrscheinlich nicht!“. Aber es ist trotzdem passiert. Und… wie war die Frage? Ach so, ja gut, also, keine Ahnung. Wir haben da tatsächlich einfach nicht 10 Jahre in die Zukunft geguckt. Wir planen zwar mittlerweile schon mindestens 3 Jahre in die Zukunft weil es einfach notwendig ist, aber nicht viel länger. Also, von daher ist da einfach kein Gedanke dran verschwendet worden. Nur die nächsten Schritte, die wichtig sind. Und wo es uns auch immer hinführt, da führt es uns hin.

Anne: Das wäre auch die nächste Frage: Was sind denn aktuell die nächsten Schritte? Ich hab‘ irgendwas von England gehört?

Bernie: Ja, wir sind nächsten Mai wieder in England, auf dem Breaking Bands Festival. Da waren wir vor ein paar Jahren schon mal. [an Manni gerichtet:] Warst du da schon dabei?

Manni: Breaking Bands? Nee. Ich war letztes Jahr auf dem Beermargeddon.

Bernie: Ja, das ist im Mai, dann haben wir einige coole Festivals, FullMetal Osthessen, Chronical Moshers und solche Sachen und dann bringen wir nächstes Jahr ziemlich sicher einen Re-Release von „Into The Black“ und „Out Of The Ashes“ raus, weil die beiden schon länger vergriffen sind und die werden wir wohl als Doppel-CD wiederveröffentlichen. Und es wird ‘ne 10-Jahres-EP geben. Mit den Songs von den EPs, die ja quasi nur 222mal erhältlich waren und die bringen wir dann jetzt zusammen raus. Das sind so die nächsten Schritte und dann 2020 das nächste Album. Und Tour. Und Weltherrschaft. Und Kuchen. Kuchen geht immer. Und jetzt, wo wir grade davon sprechen: Wir haben das hier [hält eine Whiskeyflasche hoch] von unserem guten Freund Roland und seiner Tochter aus Gronau. Der war schon dreimal hier. Und kommt auch jedes Mal, wenn wir irgendwo in dieser Gegend spielen, wo er, keine Ahnung, in drei Stunden hinfahren kann. Der hat uns zum zweiten Mal jetzt schon einfach so ‘nen Whiskey mitgebracht. Der trinkt keinen Alkohol. Aber der bringt uns halt Whiskey mit, weil er weiß, dass wir Whiskey mögen. Das ist doch geil. Das ist definitiv geil.

Rainer: Wenn man jetzt so Anerkennung von außenbekommt, wenn also diverse Newsseiten von großen Magazinen da ständig irgendwelche News von euch schalten, bekommt ihr das mit?

Bernie: Klar, absolut. Wir kriegen alles eins zu eins mit, weil wir ja auch unser eigenes Label sind. Oder wir ja ein eigenes Label führen, das GODSLAVE quasi gesigned hat. Dementsprechend haben wir als Label eine Promoagentur engagiert und die berichtet uns alles, was in dem Zeitraum, für den wir sie engagiert haben – das sind meistens so 3-4 Monate – alles über uns geschrieben wurde. Wir bekommen da wöchentlich Berichte. Das heißt, das bekommen wir aus strukturellen Gründen quasi alles sehr genau mit. Und das ist geil. Wir hatten Ende letzten Jahres schon die erste News, dass im März diesen Jahres das neue Album kommt. Und dann haben Rock Hard und Deaf Forever und alle diese News geschaltet, weil‘s halt grade gut gepasst hat für die. Das machen die ja nach Gusto, quasi. Und die hatten halt den Gusto, es zu tun. Wenn man das so sagen kann. Und das ist halt schon geil. So am Ende des Jahres, drei Monate bevor das Album rauskommt, kommt das schon in den News auf Rock Hard. Das ist richtig geil.

Manni: Das ist für die Jungs ja schon geil, aber man muss ja immer bedenken, die machen das schon seit 10 Jahren, die haben das von Anfang an mitbekommen. Aber für mich, der ich jetzt erst seit 2 Jahren dabei bin, der ich noch nie zuvor in so einer „großen“ Band gespielt habe, sage ich jetzt mal, ist das halt auch nochmal komplett …

Bernie: Du musst die Anführungszeichen aber tippen! [Hiermit erledigt!]

Manni: …das ist für mich halt besonders geil. Ich bin da jetzt dabei, bin seit 2 Jahren dabei, habe jetzt abgesehen vom Songwriting noch nichts großartiges gerissen und dann sieht man sich auf einmal auf ‘ner Seite im Rock Hard und das ist schon irgendwie – geil. Vor allem weil, keine Ahnung, ich hätte nie gedacht, dass das tatsächlich mal passiert. Wobei, dann freut’s einen umso mehr. Und das ist dann halt auch irgendwo so ein kleiner Ritterschlag irgendwie, würde ich fast sagen. Das fühlt sich für mich zumindest so an. Und dass man anscheinend doch so relevant ist. Dass man von den großen Magazinen beworben wird, sag ich mal.

interview 20180922 godslave 09Bernie: Das muss man halt auch mal sehen. Wir sind ja alle Menschen wie jeder andere auch und jeder braucht irgendwo Zuspruch und wenn man halt super viel Arbeit, seine komplette Freizeit in die Band reinpulvert, sein Geld und keine Ahnung was – und dann kriegt man halt auch was dafür. Das ist so eigentlich ein normaler Weg, weil wenn man viel reinsteckt, dann kriegt man auch was dafür, aber das ist halt eben nicht immer so. Und das ist es halt. Wenn das dann so ist, dann ist das einfach richtig geil. Und das braucht man auch. Also wenn das gar nicht wäre, dann wäre irgendwann der Punkt gekommen wo man sagt, ok, ich kann einfach nicht weitermachen. Deshalb muss es einfach diese Erfolge auch geben. Das ist ganz, ganz wichtig.

Anne: Um auch nochmal auf dieses Promotiongeschäft zurückzukommen: ich finde, ihr habt jetzt auch irgendwo den goldenen Mittelweg gefunden. In den sozialen Medien postet ihr genug, um immer im Gespräch zu bleiben, aber nicht so viel, dass es den Leuten dann irgendwann auf den Geist geht und sie dann genervt sind und irgendwann die Seite entliken. Habt ihr da irgendwelche Tipps für junge Bands?

Bernie: Also das ist wirklich extrem schwierig. Und wir haben da auch kein System. Wir hatten mal ein System, aber irgendwann hat das nicht mehr funktioniert, weil wir irgendwann angefangen haben, Scheißdreck zu posten und das hat dann nicht mehr funktioniert. Und wir machen‘s jetzt tatsächlich auch so ein bisschen nach Gusto. Also wir veröffentlichen jeden Sonntag das „Godslave Wort zum Sonntag“, das ist quasi schon ‘ne Struktur, und das kommt auch jeden Sonntag und die Leute warten auch irgendwie schon so ein bisschen drauf und wir versuchen auch, das halt mit irgendwas zu füllen was von irgendeiner Relevanz ist. Manchmal gibt’s halt nix, da gibt’s dann halt irgendwie ein schönes Foto oder sowas aber man muss halt seinen eigenen Weg finden. Was für mich eine wichtige Erkenntnis war, was auch in vielen Artikeln über Facebook und sowas steht: Dass man nur relevantes posten soll. Also wenn man nur irgendwas postet um Klicks zu kriegen, dann wird das irgendwann nicht mehr funktionieren. Das heißt, wir versuchen, ausschließlich Dinge zu posten, die auch wirklich was mit der Band zu tun haben. Und wenn’s halt nichts gibt, dann posten wir auch nix. Denn das ist ja alles viel Arbeit. Aber man muss einfach auch wissen, dass social media unglaublich wichtig ist und ohne das geht’s halt einfach nicht und wir haben auch schon einiges an Geld für Werbung ausgegeben wenn‘s halt mal um ein Album oder so geht, oder ein Konzert, um Ticketverkäufe, da kann und muss man diese Medien einfach nutzen. Deshalb kann ich nur jedem raten, sich damit auseinanderzusetzen. Ernsthaft damit auseinanderzusetzen und mal zu gucken, wie man den eigenen Weg finden kann. Dass die Leute halt, wie du gesagt hast, nicht genervt sind. Weil wenn die genervt sind, dann wird deabonniert und dann hat man auch nix gewonnen.

Anne: Ihr interagiert ja sowieso ziemlich viel mit euren Fans, finde ich. Und die Fans durften ja auch die Setlist heute Abend mitbestimmen. Wie zufrieden wart ihr denn mit der Wahl der Fans?

Bernie: Es ist genau das rausgekommen, was wir uns erwartet haben. ‘Ne Katastrophe. Also, das ist ‘ne Sache, die hätten wir nicht tun müssen. Das hat uns jetzt tatsächlich nichts gebracht. Es war klar, dass „Zombie Panic Holocaust“ rauskommt. Und wir wollten ihn definitiv nicht spielen. Aber wir wussten ganz genau, dass es einige gibt, die den hören wollen. Und für uns ist das halt – das ist keine Floskel – es ist uns wirklich wichtig, was die Fans denken und diese Interaktion mit den Leuten ist auch extrem wichtig. Es ist uns viel wichtiger, wenn jetzt zum Beispiel der Roland aus Gronau hierher kommt und uns einfach so aus dem Nichts ‘nen Whiskey schenkt weil er halt Spaß bei unseren Konzerten hat. Und wenn wir dann noch mit ihm reden oder Bierchen trinken und diese Freundschaften sich einfach bilden, das ist uns viel wichtiger als irgendwie – keine Ahnung – andere Dinge. Wie – keine Ahnung – wir verkaufen jetzt 200 statt 100 CDs oder so. Das sind die Dinge die wirklich bleiben und… und… ich hab‘ schon wieder den Faden verloren.

Anne: Ob ihr mit der Wahl der Fans für die Songs zufrieden wart.

Bernie: Ja, da, siehste mal. Das hat überhaupt nix mit dem zu tun, was ich grade gesagt habe… Weder zufrieden noch unzufrieden, es war einfach klar, dass es so läuft. Wir wussten von vornherein, dass dieser Song gewählt wird, ansonsten muss man da wirklich sagen, was die da sonst so gewählt haben, waren Dinge, die wir sowieso im Set hatten. Das ist auch ‘ne Art Bestätigung, dass wir die richtigen Songs im Liveprogramm haben. Und dass dieser eine rauskommt war klar und deshalb haben wir auch gesagt, wir spielen den jetzt, aber auch zum allerletzten Mal und das war‘s dann jetzt. Heute war DEFINITIV das letzte Mal, dass wir „Zombie Panic Holocaust“ gespielt haben.

Manni: Für dieses Jahr.

Bernie: Nee. Ever! Das wars!

Manni: Unterstreich das dick und rot! Also auf jeden Fall, ich glaube nicht dran.

Anne: Geht das bei uns überhaupt, etwas rot unterstreichen?

Pascal: Das kriegen wir alles hin!

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"Uns ist wichtig, dass wir unser Wissen weitergeben wollen, das hat keinen finanziellen Hintergrund"

Label einmal anders



Rainer: Wenn wir gerade bei Erfolgen sind: ich weiß nicht, ob man das Misserfolg nennen kann, aber wie sehr hat euch das getroffen, als im Metalhammer so eine vernichtende Kritik rauskam?

Manni: Wann?

Bernie: Das war vom letzten Album, „Welcome To The Green Zone“. Hm, naja, das trifft einen nicht. Also das trifft einen nicht irgendwie emotional, dass man dann traurig ist oder so. Man kann nicht leugnen, dass einen sowas aufregt, weil, ich meine, ihr wisst wie das ist. Man versucht, innerhalb von so ‘nem Redaktionsteam die Dinge zu verteilen, wie die Leute Bock auf die Musik haben. Soweit das halt geht. Das heißt, jemand der ausschließlich auf Doom Metal steht, der kriegt dann um Himmels Willen nicht die neue FREEDOM CALL–CD. Weil das einfach Schwachsinn ist. Natürlich wird der die schlecht bewerten. Das kann das beste Album der Welt sein, er wird es schlecht bewerten. Und genau so war das hier auch. Wir haben für „Green Zone“ glaube ich zu 99,9 % gute Reviews gekriegt. Und das hier war halt richtig scheiße. Und deshalb sage ich eben: Der hätte das nicht kriegen sollen – eigentlich. Aber auf der anderen Seite denke ich mir: Ja, bringt uns das irgendeinen Schaden? Also die Tatsache, dass der Metal Hammer sagt, pass mal auf, diese CD, die schmeißen wir nicht weg, sondern es muss sie jemand reviewen, ist ja eigentlich was Gutes. Also was positives. Die hätten uns nicht reviewen müssen. Hätten sie nicht machen müssen. Haben sie aber. Und das ist halt eigentlich ganz cool. Und außerdem, ein richtig schlechtes Review… Es gibt zwei Arten von Reviews, die einem was bringen: Die richtig guten und die richtig schlechten. Die mittleren interessieren keine Sau. Ein richtig schlechtes Review im Metal Hammer – also wir wissen das kommunikationstechnisch einzusetzen.

Anne: Ich würde gerne nochmal auf das Konzert heute zurückkommen: Das wievielte GODSLAVE-Konzert war das denn heute? Wisst ihr das überhaupt?

Bernie: Nein. Keine Ahnung. Also wirklich… das wäre wirklich mal interessant. Für mich war das immer so ‘ne Marke - oder es schien mir als Marke - wenn ‘ne Band gesagt hat, sie hat über 100 Konzerte gespielt. Also manchmal in Interviews haben die gesagt, sie haben über 100 Konzerte gespielt. Ja, und ich glaube, die haben wir mittlerweile. Relativ sicher sogar. Sagen wir 110. Keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Also wenn man dann mal überlegt, 10 Jahre, das müssten dann ja nur 10 pro Jahr sein, und die haben wir. Also sagen wir mal 120. Aber – ich weiß nicht, ob wir zählen könnten. Ich weiß es wirklich nicht. Also auf Facebook kann man zwar zurückgucken, aber wir sind ja nicht seit 2008 auf Facebook. Und ich wüßte gar nicht…

Manni: Im Nachhinein kaum nachzuvollziehen!

Bernie: Ich hab‘ aber noch viele Flyer behalten. Die könnte ich mir ja mal angucken.

Anne: Wie viel Mehraufwand war denn das heutige Konzert zu organisieren im Vergleich zu normalen GODSLAVE-Konzerten?

Bernie: Es war die Hölle. Es war wirklich die Hölle. Weil wir mussten viele Songs überhaupt mal spielen, „A New War“ oder sowas, den haben wir in der Konstellation so noch nie gespielt und auch schon seit 8 oder 9 Jahren überhaupt nicht mehr. „Zombie Panic Holocaust“ mussten wir proben, und ganz viele Songs, die wir einfach ganz neu machen mussten. Das ist mittlerweile bei uns so, dass wir aus beruflichen Gründen lange nicht mehr zweimal in der Woche proben können.

[wir werden für einige Minuten unterbrochen, weil Manni und Bernie einige Leute verabschieden müssen, die sich auf den Heimweg machen]

Manni: Wie war die Frage?interview 20180922 godslave 06

Anne: Wie waren beim Aufwand für die Organisation der Show.

Manni: Es war die Hölle… das hatten wir schon. Wir mussten viele Songs neu lernen, genau.

Bernie: Und wie gesagt, beruflich ist es halt mittlerweile so, dass wir nicht mehr zweimal pro Woche proben können und teilweise passiert es dann auch, dass wir innerhalb von zwei Wochen nur einmal proben und wir müssen halt diese Proben wirklich extrem gut nutzen. Und grade wenn wir neue Songs proben, die wir noch nie miteinander zusammen gespielt haben, das dauert halt einfach.

Manni: Das heißt, im Zweifelsfall auch mal nicht in voller Besetzung proben, das muss man halt auch wissen.

Bernie: Und organisatorisch war halt einfach viel zu machen. Wir haben ja die Tombola organisiert, das war viel Arbeit. Wir haben von, ich glaube, 15 Bands oder so Zeug gekriegt, das musste ja alles organisiert werden.

Manni: Mika musste etliche Klicktracks programmieren.

Bernie: Ja, das muss man auch sagen. Wir spielen mittlerweile auf Klick, das heißt, es läuft alles übern PC und dann muss Mika halt für jeden Song, den wir neu spielen das Klicktrack programmieren, das heißt, das Metronom, und wenn sich dann halt die Geschwindigkeiten ändern muss man das alles programmieren.

Manni: Und grade bei so hässlichen Songs wie von den alten Alben, wo 20 Takt- und Tempowechsel drin sind, die so absolut keinen Sinn machen, im Nachhinein betrachtet…

Bernie: Nee, wirklich nicht.

Manni: …dann kriegt der Mika immer die kalte Kotze weil dann sitzt der da und denkt sich: „Oooooooooohhhh“ und muss dann tippen, tippen, tippen bis das Tempo stimmt, und dann aber alle zwei Takte nochmal rum, weil ja dann ein anderes Tempo kommt… der hat seinen Spaß gehabt.

Bernie: Und wir hatten dieses spezielle Ticket mit dem Schlüsselband und sowas, das muss man ja auch alle organisieren und das dauert halt auch. Also es war viel mehr Arbeit als sonst.

Anne: Das dachte ich mir. Ich wollte nur wissen wie viel mehr.

Bernie: Sehr viel mehr.

Rainer: Wo wir bei Arbeit sind, bedeutet das Label, dass da auch noch andere Bands gesigned sind?

Bernie: Ja. Also, der Mika und ich haben zusammen letzten November – es jährt sich quasi jetzt - ein richtiges Label gegründet, mit allem, was dazugehört. Und auch Gewerbe angemeldet etc. Und GODSLAVE und ERADICATOR sind dort gesigned und mittlerweile auch zwei neue Bands, einmal THE OUTSIDE aus Berlin, die haben jetzt grade so Anfang September ihr aktuelles Album rausgebracht und CREDIC aus dem Raum Stuttgart, das sind auch alte Kollegen von uns, die bringen jetzt ihr Debütalbum am 07. Oktober oder so raus. Das heißt, mittlerweile sind es tatsächlich vier Bands auf dem Label.

Rainer: Und die Promotion für deren Alben übernimmt dann wer?

Bernie: Wir sind kein gewöhnliches Label, sondern unser Ziel ist es, das Wissen, das wir uns angeeignet haben, an andere Bands weiterzugeben, von denen wir glauben, dass sie mit diesem Wissen selbst etwas erreichen können. Das heißt, unser Ziel ist es nicht, irgendwo in Bands zu investieren und da ihre Rechte zu bekommen und mit den Verkäufen ihrer CDs Geld zu verdienen. Wir haben mit den Verkäufen der anderen Bands überhaupt nichts zu tun. Uns ist wichtig, dass wir unser Wissen weitergeben wollen, das hat keinen finanziellen Hintergrund. Und wir wollen, dass die Bands, die wir dort zusammenbringen, sich gegenseitig unterstützen und sich gegenseitig austauschen. Und dass dadurch, durch diesen Austausch und dieses Zusammenarbeiten einfach alle was davon haben.

Manni: Hashtag Synergieeffekt.

interview 20180922 godslave 08Bernie: Das ist quasi Hashtag Kommune oder sowas. Kann man fast so sagen. Kommunenlabel. Also keinerlei finanziellen Hintergrund, sondern wirklich einfach die Bands, die nicht in dieses Hamsterrad reinwollen, Leuten was abzugeben und dann sollen die halt was damit machen, sondern die es halt selbst machen wollen. Die bewusst sagen: Pass mal auf, heutzutage geht das selbst, und wir wollen das einfach selbst machen. Das bedeutet sehr, sehr, sehr, sehr, sehr viel mehr Arbeit, aber, wenn man’s richtig macht, halt auch mehr Lohn. Aber dafür muss man viel Arbeit investieren. Und das sind halt genau die Bands, die uns interessieren für Green Zone Music. Weil wir auch so sind.

Anne: Apropos viel Arbeit reinstecken: Ihr hattet ja diese Crowdfoundingcampagne für den Bus und da gab es eine Wanderung, vor der ein Mitglied sich gedrückt hat.

Bernie: Ja, da bin ich jetzt still und lasse dieses besagte Mitglied einfach mal reden.

Anne: Wird dieses besagte Mitglied mal irgendwann eine Wanderung anbieten?

Manni: Wenn da einer noch unbedingt eine Wanderung mag, dann lässt sich meine Freundin bestimmt dazu herab, mich vors Loch zu peitschen damit ich spazieren gehe. Das hat ja leider Gottes private Gründe gehabt.

Bernie: Wandern ist kein Spazierengehen!

Manni: Ja, also, wenn jemand Bedarf hat, da gehe ich dann gerne mit.

Bernie: Ja, also um das mal im Fazit festzuhalten: Unter keinen Umständen wird der irgendwo wandern gehen, wenn er irgendwas dagegen unternehmen kann. Der Manni ist nämlich ein faules Schwein und er hasst jegliche körperliche Betätigung.

Manni: Das stimmt nicht, ich geh‘ ins Fitnessstudio!

Bernie: Ja, aber nur weil wir dich so lange genervt haben, dass du endlich abnehmen sollst.

Manni: Nee, das hab‘ ich auch vorher schon gemacht. Bevor ihr mir das nette Buch zum Geburtstag geschenkt habt.

Bernie: Also geh mal nicht von der Wanderung aus, aber wenn man sie wirklich will, dann kriegen wir den Manni auch da hin.

Anne: Das war ja nicht ernst gemeint. Aber Fitnessstudio ist eine gute Überleitung. Teile der Band sind ja wrestlingaffin…

Bernie: Eigentlich nur ich.

Anne: Komm, das reicht für alle.

Bernie: Ja, das stimmt.

Anne: Würdet ihr denn mal gerne vor einem Wrestlingevent spielen?

Bernie: Wir hätten die Chance schon gehabt. Das Problem ist nur: für mich ist es immer wichtig, dass alles was wir tun, zielgerichtet sein muss. Das heißt, wenn wir unsere Zeit investieren, was wir tun, dann muss das auch einen Sinn und Zweck verfolgen. Und wirklich Sinn ergeben. Und vor ‘nem Wrestlingevent zu spielen ergibt für uns einfach keinen Sinn, weil im Wrestlingpublikum kaum Metaller sind. Das weiß ich, weil ich auf Wrestlingevents gehe und deshalb wäre das ein riesengroßer Aufwand, man müsste da für eine Anlage sorgen, wird wahrscheinlich nur ein oder zwei Songs spielen und das wäre ein riiiiiiieeeeesengroßer Aufwand, für quasi überhaupt gar nix. Also das wäre wirklich… Ich habe lange drüber nachgedacht. Also wir haben mal ein paar Angebote gehabt, weil‘s hier im Saarland ja auch Wrestlingligen gibt, aber der Aufwand ist halt so hoch und für uns als Band bringt’s halt wirklich gar nix. Nur vielleicht für mich, weil ich’s ganz geil finde, aber für die Band ist das völliger Quatsch.

Manni: Es gibt ja immer noch Vollplayback…

Bernie: Für andere Bands gibt’s Vollplayback, ja.
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"Wir machen das mit den Holzfällerhemden und den Bärten ja nicht weil wir aussehen wollen wir Holzfäller die Holz fällen, sondern so, wie Holzfäller aussehen, die sich pflegen und schön machen um andere Holzfäller zu beeindrucken."

Ich lass' das jetzt einfach mal so unkommentiert stehen...




Rainer: Ist da nicht auch in der Garage demnächst irgendwas?

Bernie: Rock’n‘Roll Wrestling Bash, ja. Die haben das tatsächlich kombiniert. Das heißt Wrestling mit ‘ner Band, die dazu spielt. Aber da sind die Moves entsprechend auf die Musik abgestimmt. Das heißt, die nehmen eine Band mit auf diese Tour und strukturieren quasi diese ganze Show zusammen zwischen Band und Wrestlingmoves. Das heißt, es passt alles zusammen. Das ist ein riesen Ding. Also ich war jetzt tatsächlich leider nicht da…

Verena [aus dem Hintergrund]: Am 5. Januar?

Bernie: Ja, das ist zum dritten Mal jetzt hintereinander hier in Saarbrücken. Vielleicht geh ich mal hin.

Rainer: Auf was steht der normale Wrestlingfan? Country?

Bernie: Nee. Hier, also hier würde ich sagen, das geht irgendwie in Richtung Hip Hop oder so. Würde ich jetzt behaupten. Aber das ist sehr divers. Also das kann man so nicht sagen. Es sind natürlich auch Metaller dabei. Aber das ist ‘ne Mischung aus der kompletten Gesellschaft. Also da sind genauso viele Metaller dabei wie halt in der Gesellschaft. Und das ist halt nicht viel. Und deshalb bringt’s uns halt nichts und… da ist alles dabei. Da sind ganz stinknormale Leute dabei, die wahrscheinlich Radio hören, da sind irgendwelche Popper dabei, Rockfans, das ist alles extrem gemischt. Also für so ein Publikum kannst du keine Musik geben, die das komplette Publikum anspricht. Das geht einfach nicht. Das spiegelt sich ja auch in den Entrancemusiken von den Wrestlern wieder. Das ist halt auch alles unterschiedlich. Da ist auch mal fieser Metal dabei und da ist auch mal fieser Hip Hop dabei. Und dann gibt’s irgendwie mal ein Kinderlied oder sowas.

Rainer: Oh, Aprospos Kinderlied…

Bernie: Jetzt bin ich gespannt.

Rainer: Wie seid ihr eigentlich auf die grüne Farbe, auf diese ganze Masche, wie seid ihr darauf gekommen?

Bernie: Das kann ich dir sagen. Das war ‘ne ganz einfache Sache. Thommy und ich waren ja früher bei ICON, und ICON hatte schwarz-rot. Dann haben wir GODSLAVE gegründet und haben uns gesagt: Hm, das mit den zwei Farben ist eigentlich schon ganz geil. Damit kann man immer gut T-Shirts machen und sowas. Wenn man mal so eine Farbe hat – plus schwarz - da kann man einfach super viel mit machen. Und da haben wir uns halt überlegt, was kann man denn sonst noch mit schwarz machen? Gelb, da sieht man schnell aus wie ‘ne Biene, das ist irgendwie doof. Blau-schwarz sieht immer irgendwie so cybermäßig aus, das ist auch überhaupt nicht, wo wir hinwollen und dann war relativ schnell klar: grün ist eine geile Farbe.

Manni: Der Thommy hat das aber ganz anders erzählt.

Bernie: Der Thommy erzählt immer jede Menge Scheißdreck.

Anne: War da nicht auch die OVERKILL-Überlegung, dass grün so selten ist, dass es auf den Plakaten immer gleich auffällt?

Manni: Nee, nee, der Thommy hat mir die Story so erzählt: Der hat irgendwann mal ein Albumcover von einem Freund entwerfen gelassen und der hat das aber irgendwie in einem ganz fiesen Rosa designed und das hat er aber erst im Nachhinein gesehen. Und da hat er sich überlegt, scheiße, wie kann man denn das irgendwie nochmal gut machen und da haben sie die Farben invertiert und tatsächlich war diese invertierte Farbe von dem Rosaton dieses grelle grün.

Bernie: Das war bei der ersten Slavery-Demo. „Beauty Bastard“ oder so.

Manni: Oder so, was weiß ich schon, ich bin erst seit zwei Jahren dabei.

interview 20180922 godslave 04Bernie: Nee, aber es ist tatsächlich so, dass wir das überlegt hatten vor dem Hintergrund, dass wir bei ICON rot und schwarz hatten, dass wir das bei GODSLAVE auch machen wollen und das war halt grün. Kann natürlich sein, dass Thommy für grün gestimmt hat aufgrund dieser Erfahrung. Aber das war die Überlegung. Wir wollen eine Farbe haben für diese Band. Mit der diese Band identifiziert wird und das haben wir - das muss ich ehrlich sagen - ziemlich gut geschafft. Da werden wir immer wieder drauf hingewiesen. Ach, das sind die mit dem grünen Logo! Ach, habt ihr wieder ein grünes Album raus! Ja, haben wir! Fuck you!

Rainer: Bei dieser Kindermetalband, HEAVYSAURUS, gibt’s ja die Songzeile, „grün ist das neue schwarz“…

Bernie: Mag sein.

Rainer: Sind die von euch inspiriert?

Manni: Wer ist das? Nie gehört!

Anne: Sind das nicht Finnen? Oder Schweden?

Rainer: Nee, mittlerweile gibt’s auch eine deutsche Version davon. Ich hab‘ die CD reviewt unter starkem Widerstand von unserem Chefredakteur.

Bernie: Äh. Ja. Ja sind sie! Das ist die Antwort.

Anne: Zum Thema grün passt noch die Frage vom Michael, die er gerne stellen würde: Wann die neue GODSLAVE-Uniform kommt – ihr tragt ja auch eine Art Uniform auf der Bühne – und zwar grüne Holzfällerhemden.

Bernie: Das wird wahrscheinlich nicht passieren.

Manni: Och, meinetwegen!

Bernie: Das wird wahrscheinlich nicht passieren…obwohl ich jetzt schon grade drüber nachdenke… Das sieht bestimmt geil aus. Das sieht bestimmt nicht schlecht aus.

Manni: Jetzt, wo jeder von uns ‘nen Bart hat, würde das ja gut passen.

Anne: Genau deshalb.

Bernie: Stimmt… Wär‘ klasse.

Rainer: Selbst dein Vater hat jetzt ‘nen Bart.

Bernie: Der ist in Rente. Natürlich hat der ‘nen Bart. Der konnte sich nie ‘nen Bart wachsen lassen. Nee, keine Ahnung. Ja, also was soll ich jetzt dazu sagen? Es wird wahrscheinlich kein Outfit mit ausschließlich Holzfällerhemden geben, nein. Das ist sehr unwahrscheinlich, dass das passiert. Weil das halt überhaupt nicht zu uns passt. Also wir ziehen privat Holzfällerhemden an, aber für die Bühne passt‘s halt irgendwie nicht.

Manni: Wir machen das mit den Holzfällerhemden und den Bärten ja nicht, weil wir aussehen wollen wir Holzfäller die Holz fällen, sondern so, wie Holzfäller aussehen, die sich pflegen und schön machen um andere Holzfäller zu beindrucken.

Bernie: Genau.

Anne: Habt ihr dann auch Hochhackige an?

Manni: Ja, ja, hoch hacken tun wir dann auch… [Manni beginnt das Monty Pythons-Holzfällerlied zu singen – in der deutschen Version. Da ertönt es aus dem Hintergrund: „Wenn wir jetzt so weit sind, dass der Manni anfängt zu singen… fahr ich glaub ich echt.“]

Anne: Wir sind auch eigentlich am Ende.

Manni: Schade.

interview 20180922 godslave 03Anne: Du darfst auch gerne noch was erzählen. Oder was singen…

Bernie: Du hast gar nichts zum Meyer gefragt.

Manni: Genau, du hast gar nix zum Meyer gefragt!

Anne: Was soll ich denn dazu fragen?

Bernie: Gar nix!

Pascal: Da wäre aber tatsächlich noch eine Frage von mir. Euren YouTube-Channel habe ich verfolgt, da macht ihr ja relativ viel. Wird das so weitergehen? Weil ihr macht ja jetzt, so wie ich das verstanden habe, wohl mehr zum „Wort zum Sonntag“ auf Facebook.

Bernie: Ja, also das Problem mit diesem YouTube-Channel ist, wir würden gerne mehr machen und einen vernünftigen Inhalt liefern. Das ist aber so viel Aufwand, dass das meiner Meinung nach immer das erste ist, was wir ad acta legen, weil‘s halt wichtigere Sachen gibt.

Manni: In erster Linie ist man halt Künstler und Musiker und nicht YouTuber.

Bernie: Und klar ist YouTube ein wichtiges Medium, und ich find‘s auch eigentlich ganz cool und es macht auch schon Spaß, irgendwelche Bullshitvideos da einzustellen, wo man sich dann schlapplacht und vielleicht gefällt‘s dem ein oder anderen dann auch. Wahrscheinlich nicht, aber das ist halt schon ganz geil, aber…

Manni: Ich finde auch Playthrough-Videos gut.

Bernie: Das ist ja ok, das ist ja für mich keine Arbeit, das kannst du gerne machen.

Manni: Das ist ja eigentlich kein Aufwand. Das kann ich theoretisch machen.

Bernie: Ja, du bist ja auch der einzige, der Playthrough-Videos machen kann.

Manni: Jeder das, was er kann.

Bernie: Genau.

Rainer: Gut, du hast es aber eben angesprochen, ihr seid Künstler, keine YouTuber. Sind YouTuber keine Künstler?

Manni: Nee, das ist was anderes. Wenn du mit einem YouTubekanal anfängst und du willst Musik über deinen YouTube-Kanal populär machen, dann bedienst du ja auch sämtliche anderen sozialen Medien. Nur dann zieht man das halt von einem ganz anderen Standpunkt aus auf. Dann sagt man halt, alles klar, ich bin eine YouTube-Persönlichkeit und mache halt nebenbei Musik und benutze das halt als weiteren Einfluss, um meinen YouTubekanal zu füttern und da Zeug rauszuhauen.

Bernie: Wenn du YouTube wirklich machen willst, dann musst du dich da drauf fokussieren. Du hast keine Chance, das richtig gut zu machen, wenn du woanders deinen Fokus hast. Und wir haben definitiv woanders unseren Fokus. Und deshalb ist das eher so eine Sache, die wir gerne machen würden, die wir aber nicht hinbekommen. Es sei denn es kommt halt mal jemand der sagt, kommt, ich mache euch das oder ich guck, dass ihr alle zwei Wochen ein Video macht oder so, ich mach euch das. Da kann sich gern jemand melden. Weil wir machen‘s nicht.
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"Aber für uns ist das halt einfach: Wenn wir etwas machen, dann machen wir das richtig. Wir machen das zu 100% oder gar nicht."
100% Fuck You!



Manni: Ich habe neulich ein Clinic von Ola Englund gehört, seines Zeichens Gitarrist bei THE HAUNTED und vorher SIX FEET UNDER und der hat auch einen relativ erfolgreichen YouTubekanal und der hat auch gesagt: Leute, das geht deshalb, weil ich immer in your face poste. 3 Videos pro Woche und man muss auch einfach da sein, man muss präsent sein. Man darf nie lange genug aus dem sozialen Gedächtnis, sage ich jetzt mal, raus sein dass sich irgendwer mal fragt wo man eigentlich bleibt. Aber der Ola, der macht das halt auch hauptberuflich. Hauptberuflich macht der YouTube-Videos oder sowas und spielt halt mit seiner Band drei, vier Konzerte oder so im Monat wenn‘s hoch kommt oder so, ich weiß es nicht genau. Aber ja, das fokussiert sich halt dann. Wenn der irgendwie unterwegs ist, der hat ja noch seine Gitarrenfirma…

Bernie: Laaaaangweilig! Blablablablablablabla!

Manni: Jedenfalls, der gute Mann macht das hauptberuflich. Der arbeitet sonst nicht. Und wenn man halt nach 8 Stunden Fulltimejob und zweimal pro Woche Band noch Zeit finden soll um mal grade noch 5 Videos pro Woche rauszuhauen, das haut nicht hin, dafür hat der Tag zu wenig Stunden.

Bernie: Selbst ein vernünftiges Video alle zwei Wochen ist nicht drin. Das geht einfach nicht. Selbst wenn wir sagen würden, wir wollen ein gutes Video im Monat machen, selbst das kriegen wir nicht hin. Obwohl wir es gerne würden. Aber für uns ist das halt einfach: Wenn wir etwas machen, dann machen wir das richtig. Wir machen das zu 100% oder gar nicht. Und wenn wir keine 100% bei einem YouTubechannel liefern können, dann machen wir das halt nicht.

Manni: Wir haben ja mal mit diesen Tourblogs angefangen, aber das ist dann… selbst alleine die Tatsache, dass dann einer immer das Handy im Anschlag hat und immer filmen MUSS das geht einem auf den Sack. Und grade wenn man dann derjenige ist der filmt und jeder irgendwie nur genervt ist, weil man filmt und man filmt dann was und will ja was festhalten und dann kommt die ganze Zeit nur Fick dich, fick dich, ey und dann sind nur irgendwelche (Stink)finger im Bild und irgendwann hat man dann einfach keinen Bock mehr zu filmen, wenn dich dauernd irgendeiner ankotzt deswegen.

Bernie: Das ist jetzt was Lustiges. Ich habe jetzt wirklich grade was ganz anderes verstanden. Was ich verstanden habe, war: Mimimimi!

Anne: Dann mach du das doch bei der nächsten Tour!

Bernie: Nee ich hab keine Zeit für so einen Scheiß.

Anne: Weißt du, was ich grade verstanden habe? Mimimimimi!

Bernie: Nee, keine Chance. Dann hätte ich das Label nicht gründen dürfen, wenn ich sowas machen würde. Das hat mir die letzte Zeit einfach komplett gefickt. Also das, was an Zeit noch über war, das hat das Label jetzt quasi gefressen. Keine Kapazitäten mehr übrig. Deshalb muss der Assi auch alle Songs schreiben.

Manni: Joa. Du kannsts ja auch nicht. Nee, das hab‘ ich nicht gesagt.

Anne: Wir schreiben alles.

Bernie: Ja, letztes Jahr waren sie wirklich nicht gut. Aber ich bin guter Dinge dass es dieses Mal wieder klappt.

Manni: Ja, ich bin auch guter Dinge, dass ich dieses Mal wieder genug Songs schreibe, dass wir ein Album zusammenkriegen.

Bernie: Dass wenn meine Kacke sind, dass wir dann deine nehmen können. Da hast du Recht.

Anne: Also seid ihr schon wieder am Songwriting?

Bernie: Ja. Muss ja.

Manni: Oh ja. Ich hab jetzt zwei Wochen Urlaub gehabt und habe in der Zeit… hauptsächlich Star Trek geguckt und nebenbei noch ein paar Songs geschrieben.

interview 20180922 godslave 05Bernie: Ja gut, wie gesagt, wir haben so einen Drei-Jahres-Rhythmus immer in die Zukunft und wir müssen halt, wenn wir uns für einen Albumrelease entscheiden, dann müssen wir halt jetzt quasi anfangen. Wenn in 2 Jahren das Album rauskommt, müssen wir jetzt anfangen zu planen, wann wir ins Studio gehen wollen, wann das Ding fertig sein muss, wann wie viel Kohle da sein muss und das kann man nicht ein Jahr im Voraus planen. Das geht einfach nicht. Das MUSS mindestens zwei Jahre im Vorhinein geplant werden. Und dann musst du ja noch überlegen, wann bringst du das Album raus? Bei uns war ja die Überlegung, entweder im Frühjahr, oder im Herbst weil danach will man ja direkt auf Tour gehen, das dauert dann auch wieder zwei Monate und im Herbst haben wir halt alle immer ganz furchtbar viele Arbeitstermine, auch am Wochenende und deshalb war klar, es geht nur Frühjahr und dann war wieder klar, ok, 2020, das wäre zwei Jahre nach dem jetzigen Album, oder 2021 und ich finde mittlerweile in der heutigen Zeit sind 3 Jahre echt zu viel. Und deshalb war klar: ok, dann 2020. Und da haben wir halt gesagt, Ende des Jahres ist Deadline. Und wenn wir Ende des Jahres das Gefühl haben, das klappt, dann machen wir‘s, und wenn nicht, dann…

Manni: Lösen wir uns auf!

Bernie: Genau. Lösen wir uns auf. Dann hören wir einfach auf. Aber der Manni hat ja schon ein paar Songs geschrieben, von daher, das passt schon.

Manni: Es ist noch nicht Jahresende und es sind schon 6 Songs fertig! Das sieht richtig gut aus!

Bernie: Wir haben bis Jahresende die Frist gesetzt, ob das bis 2020 mit dem Album klappt und wir haben jetzt schon 6 Songs und können jetzt schon die Entscheidung treffen: Jupp, das klappt. Das ist super gut. Oder willst du noch Klagen hören? Davon hätte ich auch genug.

Anne: Ja mach mal.

Bernie: Mir tut alles weh! Nee. Es war etwas schade, dass der Max nicht da war. Mit dem hatte ich Kontakt, und der wollte auch ‘nen Song mit uns spielen, aber hat sich irgendwie nicht gemeldet. Der ist halt Soldat und ist, keine Ahnung, vielleicht ist er irgendwie... Musste er nochmal weg. Das wäre ganz cool gewesen. Den hab‘ ich nämlich auch schon seit 8 Jahren nicht mehr gesehen. Da hätte ich mich gefreut. Aber zumindest hab‘ ich mit ihm telefoniert. Immerhin. Ich hasse telefonieren.

Manni: Ja, der macht nicht mal Sprachnachrichten. Der sagt immer „Uhhh, Sprachnachrichten! Mach doch Sprache zu Text!“

Bernie: Sprache zu Text. Die beste Erfindung der Menschheit ever.

Manni: Jo, da kriegt man dann irgendwelche Scheiße, die man erst entziffern muss, wo man denkt… Du Megastampfer. Du Megastampfer? Was? Ach, doomiger Stampfer!

Bernie: Aber dann bekommt man von dem Sprachnachrichten, aus dem Auto, wo erst mal eine halbe Minute gar nix passiert. So „oh… nee. Also, ja, pass mal auf.“

Manni: Och nee, ich ruf dich doch später an!

Bernie: Ja, genau! Das ist halt viel besser, Manni. Vor allem wenn man dann irgendwo – keine Ahnung, wo – ist, kann man halt das Ding nicht abhören, ein paar Stunden lang. Und ist total genervt. Anstatt sich einfach den Scheiß durchzulesen und gut is.

Manni: Ich nerv halt gerne die Leute. Das ist halt so.

Bernie: Dann lösch ich das Zeug halt demnächst. Also wir haben schon Spaß in der Band.

Anne: Der Michael hatte noch mehr Fragen. Eine Frage war noch: „Habt ihr sie noch alle?“

Bernie und Manni: Nee.

Bernie: Nee, wenn wir sie noch alle hätten, dann würde es uns nicht schon 10 Jahre geben.

Anne: Und noch eine Frage: Warum müsst ihr so enge Hosen tragen?

Michael: Die war nicht von mir!

Bernie: Nein. Wir müssen nicht, aber wir können.

Manni: Nein, eigentlich können wir das auch nicht, aber wir wollen.

Bernie: Ich kann das!

Michael: Eine weitere Frage war noch, wann ihr euer Metalcore-Side-Project startet.

Bernie: Oh. Also das, das wird wirklich nie passieren. Also Metalcore? Nee.

Manni: Ich bin mit dem Martin von INFINIGHT an so ‘nem… Nee, ich erzähl mal noch nicht so viel davon, nachher heißt es „Oh, der wollte da was rausbringen“ und dann bin ich auf einmal wie BLIND GUARDIAN da mit ihrem Orchestral-Album.

Bernie: Ich will ja auch seit 15 Jahren ein Soloalbum rausbringen und ich hab‘ bisher noch keinen einzigen Song geschrieben.

Manni: Da reden wir auch nicht drüber.

Bernie: Ich rede da ständig drüber!

Manni: BLIND GUARDIAN auch, die reden da schon 20 Jahre drüber.

Bernie: Mit dir habe ich schon ganz viel darüber geredet, dass ich jetzt nicht für GODSLAVE nochmal Songs schreiben will, sondern für mich selbst! Und dann hieß es aber plötzlich „Ja, wir müssen aber ein Album rausbringen!“ Das Dumme ist, dass ich das sogar gesagt habe! Ich torpediere mich selbst. Ich hab‘ sie nicht mehr alle. Also wie gesagt, da sind wir wieder bei der Frage: Nein, wir haben sie definitiv nicht mehr alle. Und das nicht auf die gute Art und Weise! Höchst selbstzerstörerisch sind wir!

Und das ist auch ein passender Schlusssatz für dieses formidable Interview. Vielen Dank nochmal Jungs, dass ihr euch nach dem Konzert noch die Zeit genommen habt! (Anne)


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