Leprous - Melodies Of Atonement

Diese norwegische Band ist eine dieser Bands, die ich bereits seit ihren Anfangstagen mehr oder weniger passiv verfolge, so richtig intensiv beschäftigen konnte ich mich mit LEPROUS, weiß der Geier warum, bislang noch nicht. Wobei ich mich erinnern kann, dass ich die Band 2012 als Support von AMORPHIS richtig gut fand. Vielleicht liegt das daran, dass ich zu dieser Zeit sehr begeistert war von Bands wie PAIN OF SALVATION und RIVERSIDE, die musikalisch damals ähnlich agierten, in meinen Ohren aber besser waren als die Norweger.

2024 sieht das insofern etwas anders aus, da die beiden genannten Bands deutlich weniger Alben veröffentlichen als in ihren Anfangsjahren, LEPROUS hingegen sind konstant fleißig unterwegs, was auch Konzerte und Tourneen miteinschließt. Rein musikalisch haben sich LEPROUS über die Jahre enorm weiterentwickelt, hört man sich zum Beispiel das aktuelle Album „Melodies Of Atonement“ an, dann kommt man schnell zu dem Schluss, dass auch jemand wie STEVEN WILSON diese Songs hätte schreiben und arrangieren können.

Von der grundsätzlichen Einordnung her fällt es mir dann auch schwer, das hier Gebotene als Progressive Metal einzuordnen. Die Musik mag zwar teilweise auch hart und düster sein, hört man „Melodies Of Atonement“ hingegen am Stück von Anfang bis Ende, was man bei einem Progressive Album natürlich machen sollte, dann entdeckt man auch viele ruhige und atmosphärische Parts. Die Band agiert hier nach dem Motto, weniger ist mehr, und scheint mit Bedacht darauf geachtet zu haben, keine Note zu viel zu spielen.

Das Album ist definitiv kein Sammelsurium für Frickelfreunde und auch wer auf der Suche ist nach verrückten Drumparts und wilden Gitarrensoli wird hier nicht fündig. LEPROUS rücken die Atmosphäre, die Tiefe des Songwritings und vor allem ihren Sänger Einar Solberg in den Fokus. Als reines Instrumentalalbum wäre „Melodies Of Atonement“ vermutlich langweilig, in Kombination mit dem hochemotionalen Gesang von Einar Solberg entfaltet das Album hingegen eine Klasse, die ich so im Vorfeld nicht unbedingt erwartet hatte.

Man muss „Melodies Of Atonement“ allerdings schon etwas auf sich wirken lassen und trotz der angenehm angemessenen Spielzeit von etwa 50 Minuten, ist es kein Album, das ich mehrmals hintereinander hören möchte.

Wenn man mich nun fragt, was die besten Songs bei diesem Album sind, dann habe ich hier ehrlich gesagt kaum eine Antwort. Hier kann man auch alle zehn oder keinen auswählen, was ein Qualitätsmerkmal für eine Progressive Metal Band ist, wobei ich wie bereits erwähnt LEPROUS inzwischen mehr als Modern Art Rock Band sehen würde, wenngleich diese Begrifflichkeit etwas sperrig daherkommt.

Beim ersten Hören ist vermutlich „Limbo“ der Song, der am ehesten hängen bleibt, weil er dieses dezent tanzbare Element hat, was man in progressiver Musik normalerweise nicht so findet. Auch „Like A Sunken Ship“ setzt beim ersten Hören ein Ausrufezeichen, hier merkt man, dass sich die Band in der Theorie auch von den früheren und guten MUSE inspirieren ließ. Auch dieser gospelartige Abschluss von „Faceless“ könnte von der britischen Band stammen.

Sucht man die eine Nummer des Albums, die am ehesten auf Nummer Sicher komponiert wurde, dann ist das vermutlich „Starlight“, wer in die Atmosphäre dieses Album eintauchen möchte, sollte dies am besten mit „Starlight“ machen.

Von der Struktur des Albums her kann ich ganz eindeutig sagen, dass ich die zweite Hälfte vollends faszinierend finde, gerade auch der Albumabschluss in Form des eher balladesken „Unfree My Soul“ hat einen gewissen Nachhall, der dazu führt, dass man anschließend erst wieder etwas weniger anspruchsvolles hören möchte.

Da ich die Alben von LEPROUS bislang nur teilweise kenne, kann ich natürlich nur schwer eine Einordnung machen, wo „Melodies Of Atonement“ im Gesamtkosmos der Band steht. Für 2024 würde ich aber definitiv behaupten wollen, dass das aktuelle Album der norwegischen Band ein Gesamtkunstwerk ist, das nur mit wenig vergleichbar ist, was ich in den letzten Jahren gehört habe. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20167,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 51:41 min
Label: Inside Out/Sony
Veröffentlichungstermin: 30.08.2024

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