Die Meinungen zu dem weißhaarigen Original-Member und seiner Band, die immer noch den Namen SWEET trägt, obwohl Brian Connolly, Steve Priest und Mick Tucker lange das Zeitliche gesegnet haben, können unterschiedlicher nicht sein. Primär wird die Ansicht präferiert, dass mit dem Tod des charismatischen Sängers auch SWEET gestorben ist. Dem gegenüber steht aber die ebenfalls zulässige Ansicht, dass Andy Scott das Vermächtnis einer großen Band aufrechterhält und mit namhaften Musikern bis in die Gegenwart transferiert, ohne mit einem Brian Connolly Imitator zu arbeiten. So war das letzte Studioalbum „Full Circle“ aus dem Jahr 2024 mit Sänger Paul Manzi ein eigenständiges, melodiöses Hard-Rock Album, das dennoch in Details auf den markanten Strukturen der Originalband aufbaut.
Nun erscheint von SWEET via Metalville Records ein Re-Issue des 13 Jahre alten Cover-Albums „New York Connection“, damals noch mit Sänger und Bassist Pete Lincoln, Tony O'Hara (Keyboards) und Drummer Bruce Bisland. Die Hommage an New York beinhaltet eine sehr gute Auswahl von Songs, die bis auf einen Titel andere Künstler komponiert haben. Obwohl ich im Bezug auf Coveralben immer sehr skeptisch bin, hat Andy Scott es hier geschafft, den Songs die substanzielle „SWEET-Philosophie“ aufzudrücken. Das gefällt mir in den meisten Fällen hier sehr gut und macht das Album, natürlich in erster Linie für SWEET-Fans, zu einer echten Bereicherung. Die Neuauflage enthält zudem vier Bonustracks als Akustikversionen sowie dem ziemlich geilen „You Spin Me Right Round“ als Liveversion vom Sweden Rock Festival von 2013.
Die Highlights der Scheibe sind für mich der titelgebende Track „New York Connection“, ein SWEET-Original der Brian Connolly Ära, 1972 die B-Seite von „Wig-Wam-Bam“, ein markanter Rocksong mir harten Gitarren und klasse Gitarrensolo, das wieder zeigt, dass Andy Scott sein Instrument beherrscht und damals nicht nur „Bravo-Deko“ einer „Bubblegum-Band“ war. Unfassbar, dass dieser Song es niemals auf eine SWEET-LP schaffte.
Herausragend ist auch die olle Synthie-Pop-Nummer „You Spin Me Right Round“ gelungen, die mit der nötigen Härte zum Rockklassiker mutiert und die SWEET-typischen Triple-Gesangsharmonien aufweist; sehr, sehr geil. Der RUSS BALLARD Klassiker „New York Groove“ ist offensichtlich nicht nur für HELLO oder Ace Frehley eine Bank gewesen. SWEET setzen den Song mit allen Attributen der Glam-Ära in Szene, auch der Sprechgesang, der Reminiszenzen zu „Ballroom Blitz“ weckt, führt zu nostalgischen Gefühlen der Siebzigerjahre.
„It’s All Moving Faster“ wird zur knallharten Gitarrennummer, der Chorgesang ist gewohnt stimmig und macht die Interpretation zur SWEET-Nummer. Auch Reliquien wie „Because The Night“ oder „Blitzkrieg Bop“ nicht in den Sand zu setzen, zeugt von der immensen Musikalität des Andy Scott und seiner Band. Gerade der RAMONES-Klassiker, der genial eingestreute Elemente von „Ballroom Blitz“ enthält, wird dem SWEET-Universum eindrucksvoll hinzugefügt. „Sweet Jane“, im Original von VELVET UNDERGROUND, kommt als intensiv dreckiger Garagenrock. Ich denke nur, man hätte die Finger von „Join Together“ lassen sollen, denn das Original von THE WHO wird nicht ansatzweise erreicht. Auch die YARDBIRDS-Nummer „Shapes Of Things“ ist ein bisschen zu lahm trotz eingestreuter „Fox On The Run“-Referenzen. Dafür ist „On Broadway“ mit dem harten Intro-Riffs und genialen Chorgesängen wieder um so effizienter ausgefallen und lässt den alten SWEET-Duktus wieder umso mehr mitschwingen.
Fazit: Tolle und unterhaltsame Scheibe mit großen Stärken und leichten Schwächen. In erster Linie werden hier SWEET-Fans zugreifen oder die Jungs von DEF LEPPARD, bekanntermaßen große Fans der Band. Andy Scott gelang es hier erneut, den teils sakrosankten Nummern den ureigenen Glam-Stil zu verleihen und mit den kanonischen Chören, den harten Gitarren und den typischen Synthesizer-Fragmenten, den markanten SWEET-Sound zu kreieren. (Bernd Eberlein)
Bewertung:

7 / 10
Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 55:41 min
Label: Metalville Records
Veröffentlichungstermin: 18.04.2025