Nachdem uns die US-Kultband HEIR APPARENT fast 30 Jahre warten ließ, um endlich einen Nachfolger nachzulegen, ist das Flehen seitens der Fans endlich erhört worden. Bandkopf Terry Gorle stand Rede und Antwort über „The View From Below" und die Zukunft der Band!
Ralf: Nach den Meilensteinen "Graceful Inheritance" & "One Small Voice" hatten die Fans ziemlich hohe Erwartungen an ein neues Album...
Terry: Wir sind uns der hohen Erwartungen durchaus bewusst, wir haben ein 3. Album mit dem 3. Sänger und das nach all dieser langen Zeit. Das Wichtigste war, ein Album zu schreiben, das für sich selbst steht, ohne zurückzublicken. Die Szene hat sich verändert, und wir auch. Es bringt nichts zu beweisen, dass wir wie 1985 oder 1988 klingen können. Wir waren nie eine Band, die sich selbst kopiert. Vielmehr möchten wir Shawn als Weltklasse-Sänger etablieren. Das ist das Beste, was wir tun können. Wie gesagt, nicht nur die Welt hat sich seit damals verändert.
Ralf: „The View From Below" ist ein dunkleres Album als die vorherigen - gibt es ein Konzept oder einen gemeinsamen lyrischen Faden?
Terry: Es gab nie die Absicht, ein dunkles Album oder ein Konzeptalbum mit diesen Liedern zu machen. Es ist eher ein Spiegelbild der gegenwärtigen Welt. Dies sind dunkle Zeiten, politisch und der Zustand der Umwelt auf diesem Planeten bereitet Sorgen. Die Lieder, die wir vor 30 Jahren geschrieben haben, warnten davor, wo wir heute sind ... wir sollten diesen Zustand vermeiden. Ernste Lieder für ernste Zeiten, schätze ich.
Ralf: Es hat eine starke moderne Produktion – was kannst Du über den Aufnahme- / Produktionsprozess erzählen?
Terry: Das war ein völlig neuer Prozess für uns. Wir takten Dateien aus dem Internet, bauen Song-Ideen auf, mit denen wir einen Gitarren- oder Keyboard-Part über ein Midi-Drum-Pattern spielen, und bauen dann die Arrangements von dort aus. Wir haben viele neue Techniken genutzt und sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Tom Hall hat einen fantastischen Job bei diesem Mix gemacht und Wills Fähigkeiten waren von unschätzbarem Wert.
Ralf: Warum hatte Paul Davidson Probleme, die Reunion Shows zu singen?
Terry: Paul versuchte in den Jahren 2000, 2011 und 2015 der Band beizutreten. Leider konnte er in all den Jahren keinen Reisepass bekommen und er hat nicht mehr die Ausdauer, ein komplettes Konzert auf dem erforderlichen Niveau zu singen.
Ralf: Was ist mit dem Sänger Mike Gorham passiert?
Terry: Mike hat seine Demoaufnahmen sehr gut gemacht und wir hatten große Hoffnungen für 2013 und darüber hinaus. Aber leider konnte Mike den Verpflichtungen einfach nicht nachkommen. Aber ich bin sehr dankbar, dass er mich im Jahr 2015 auf Will Shaw verwiesen hat.
Ralf: Wo hast du einen Sänger wie Will gefunden?
Terry: Ich kontaktierte Mike im Jahr 2015, um zu fragen, ob er für unsere Reunion-Show singen könnte, als sich herausstellte, dass Paul sie nicht spielen konnte. Mike lehnte aus dem gleichen Grund ab, aber er erzählte mir von einem Jungen namens Will Shaw, das ziemlich gut war. Mike wusste von Wills Entwicklung als Sänger auf YouTube, und nachdem ich ein paar Videos gesehen und seine Entwicklung für mich selbst gesehen hatte, kontaktierte ich ihn und er nahm die Herausforderung an, unsere ersten beiden Alben zu lernen, um Geburtstagskonzerte zu spielen. Nachdem sich diese Ereignisse als erfolgreich erwiesen hatten, beschlossen wir, ein neues Album zu schreiben.
Ralf: Wann sind die Wiedervereinigungspläne entstanden und was hast du in den Jahren zuvor gemacht?
Terry: Seit den Neuauftritten im Jahr 2000 gab es Angebote, die Band nach Europa zu bringen. Die größte Lücke bestand darin, einen Sänger zu finden, der das Material der ersten beiden Alben singen konnte. Es gibt nicht viele Leute auf dem Planeten, die das können, weshalb es so lange gedauert hat, ein stabiles Line-Up zu haben, um ein drittes Album aufzunehmen. Ich bin seit den 1980er Jahren Fliesenleger und Steinmetz, und ich bin in einigen Bauberufen erfahren ... obwohl ich immer hobbymäßig Gitarre gespielt habe, war es das einzige Mal, dass es ernsthafte Bemühungen gab, HEIR APPARENT wiederzubeleben, wenn ein guter Sänger dabei wäre ... und die meiste Zeit hat das vorhandene Potenzial der Kandidaten nicht gereicht. Dies erfordert eine Menge Arbeit, eine Investition in Zeit und Geduld, und die meisten Menschen sind nicht in der Lage, zu erkennen, dass alles nicht so einfach ist, wie sie annehmen.
Ralf: Wie war es zum ersten Mal mit den alten Kollegen zu spielen? War die Magie zurück oder war es irgendwie komisch?
Terry: Ray und Derek spielten 2000 in Wacken, und das war irgendwie komisch, weil wir seit 12 Jahren nicht mehr gesprochen hatten. Elf weitere Jahre vergingen ohne Kommunikation, bis wir uns 2012 wieder auf die Shows zum 25. Jahrestag von „Graceful Inheritance“ vorbereiteten. Diese Erfahrung hat uns wieder näher zusammengebracht. Jeder hat in seinem Leben eine Menge durchgemacht und wir haben Verständnis und Wertschätzung für alles, was wir getan haben, wieder aufgebaut. Als sich die Gelegenheit ergab, in den Jahren 2015/2016 wieder zu spielen, und wir endlich einen großartigen jungen Sänger hatten, war es eine leichte Entscheidung es zu tun!
Ralf: Was ist momentan in deinem CD-Player oder Plattenspieler? Bist du immer noch ein Metalhead?
Terry: Ich höre nicht oft Musik, aber wenn ich es tue, sind es normalerweise die fünf Alben, die Tony Martin mit BLACK SABBATH sang. Ich hatte nie die Zeit oder das Geld, mich anderen Bands zu widmen, abgesehen davon, dass ich über die Jahre mit SABBATH und DIO Schritt gehalten habe. Die einzige Band, von der ich jedes Album besitze, ist ALICE IN CHAINS. Ich habe noch nie 99,9% der anderen Bands in den letzten 35 Jahren gehört
Ralf: Irgendwelche Touren oder Gigs in Deutschland geplant in naher Zukunft?
Terry: Wir sind für das Rock Hard Festival vom 7. bis 9. Juni und das Headbangers Open Air vom 25. bis 27. Juli 2019 gebucht.
Wir hoffen, dass nach dem Erscheinen des Albums weitere Shows hinzukommen werden.
